Alles Schrott

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Junkyards sind einfach geil. Erst recht amerikanische. Sie üben eine Faszination aus, die man kaum beschreiben kann, sondern erleben muss …

United States of America – etwas abgedroschen und nicht mehr ganz aktuell ist die Übersetzung mit „Land nicht nur der unbegrenzten Möglichkeiten“, aber eines stimmt noch immer: Es ist das Land der unbegrenzten Schrottplätze. Deshalb sollten Schrottplatzbesuche fester Bestandteil jeder USA-Tour aller Autofans sein. Es gilt allerdings, sich zu beeilen,denn der Spaß könnte bald vorbei sein: Neue Umweltschultzbestimmungen bedrohen das Paradies aller Schrauber.

Paradies auch deshalb, weil die meisten Schrottplätze gigantische Ausmaße haben. Seit Ende der 1920er- bis Mitte/Ende der 70er-Jahre gab es in Amerika eine Verkaufsstrategie, die man „planned obsolescence“ („geplantes Veralten“) nannte: Jedes Jahr kam ein neues Modell auf den Markt. Wenn das auch nicht immer eine komplette Neuentwicklung war, so unterschied es sich doch zumindest optisch deutlich vom Vorgänger. So konnten die Nachbarn auf den ersten Blick erkennen, wie alt das Auto war, das man im „driveway“, der Einfahrt, stehen hatte. Und natürlich wollte sich keiner in einem veralteten Modell erwischen lassen. Dadurch wurde der Neuwagenverkauf angekurbelt. Da Autos drüben auch immer recht billig waren, verloren die Gebrauchtwagen schnell an Wert und wurden leichten Herzens weggeworfen, was ja auch durchaus der allgemeinen Mentalität entsprach.

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Da die USA grundsätzlich viel Platz bieten, nahmen die Schrottplätze teilweise riesige Ausmaße an, vor allem in den Wüstenstaaten. Meist außerhalb der „city limits“, (Stadtgrenzen) gelegen, gab es weder Platzprobleme noch vergammelten die Autos. Man presste also nicht in regelmäßigen Abständen, wie bei uns, sondern ließ die Wagen einfach liegen, auch wenn sie schon weitgehend ausgeschlachtet waren. Ein unglaublicher Anblick, wie da teilweise Fahrzeuge nicht nur aus den 50er-, sondern sogar aus den 20er-, 30er- und 40er-Jahren in der Hitze auf nichts mehr warteten. Was an Innenausstattungen noch übrig war, war von der Sonne völlig zerstört. Auch der Lack war weggebrannt, aber das blanke Blech hatte nur Flugrost… Leider sterben diese Plätze langsam aus.

Die Schrottplatzarten

Grundsätzlich gibt es in den USA sehr verschiedene Arten von Schrottplätzen. Jedes noch so kleine Kaff hatte früher einen „wrecker“, eine Kombination aus Reifendienst, freier Werkstatt, Abschleppdienst und Schrottplatz, so wie man das aus den alten Filmen kennt. Unerreicht ist da Will „Kuhmist kann man nicht polieren“ Darnell aus „Christine“, John Carpenters Kultfilm um den bösen 58er Plymouth Fury.

In jeder etwas größeren Stadt gab es dazu noch einen oder mehrere „richtige“ Schrottplätze. Dort, wo weniger Platz war – vor allem in den Neuenglandstaaten – türmten sich auf ihnen die Autos in mehreren Etagen übereinander. Wo mehr Platz zur Verfügung stand, gammelten sie einfach nebeneinander, teils sogar nach Marken geordnet, mit richtigen Straßen dazwischen. Wenn man ein bestimmtes Teil brauchte, sagte man vorne am Empfang Bescheid und der freundliche Mechaniker fuhr es holen. Laufen wäre viel zu weit gewesen…

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Coole Empfangstheke bei Hidden Valley in der Nähe von Phoenix