VW Käfer (60er-Jahre)

Braucht man für das deutsche Auto schlechthin, den Millionenseller
VW Käfer, mit Abstand Platz 1 der Oldtimer-Zulassungsstatistik, noch eine Kaufberatung? Ich meine, ja. Seit einiger Zeit gibt es einen Generationswechsel bei den Besitzern – die U-30-Fraktion übernimmt reihenweise alte Käfer. Und sie machen die gleichen Anfängerfehler wie wir Älteren in den 1980ern beim Gebrauchtkäferkauf

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Noch immer gilt der Käfer vielen Fans als idealer Klassiker für Einsteiger – stimmt. Aber ganz einfach ist es mit dem Käfer-Kauf heutzutage dann doch nicht: Die Beliebtheit führt naturgemäß zu hohen Preisen. Ein Problem ist, dass der Käfer – obwohl prinzipiell robust und simpel konstruiert – aus dem „Brot-und-Butter“-Segment stammt, was eine professionelle Vollrestaurierungen trotz der hohen Liebhaberpreise unwirtschaftlich macht. So etwas ist nur unter dem Aspekt der Liebhaberei möglich (und wird natürlich auch häufig gemacht).
Allerdings führen eine werksseitig schlechte Korrosionsvorsorge sowie jahrzehntelanger intensiver Gebrauch dazu, dass es auch eine große Anzahl aufgerüschter „Blender“ auf dem Markt gibt. Viele Angebote machen bei genauerem Hinsehen den Eindruck, als hätten die Verkäufer nach dem Motto „Schrott wird flott“ beliebige Teile aus der Resterampe ihrer Garagen zusammengeklaubt, um eigentlich „tote“ Autos wieder auf die Straße zu bekommen. Neulinge der Szene können da häufig die Spreu nicht vom Weizen trennen und zahlen deshalb auch für rollenden Schrott oft nur unwesentlich weniger als für gepflegte oder wirklich toprestaurierte Originale mit nachhaltigem Wertsteigerungspotenzial. Letztere sind inzwischen allerdings sehr selten geworden.

Die Enttäuschung über einen Fehlkauf lässt oft nicht lange auf sich warten – zum Beispiel, wenn einem später echte Experten reinen Wein einschenken. Nicht selten ist eine solche Erfahrung geeignet, dem Betrogenen die Freude an alten Autos allgemein zu vermiesen. Erschwert wird die Sache dadurch, dass der VW Käfer zeitlebens ein beliebtes Objekt für Individualisierungen jeglicher Art war. Es gibt sogar verschiedene Stilrichtungen des Customizings wie den „Cal Look“ für einen um alle Chromzierteile erleichterten und ggf. auch tiefergelegten oder leistungsgesteigerten Käfer.
Oder den „German Look“, der sich durch dezente Karos-seriemodifi­ka­tionen, die Umrüstung auf (meist) Porsche-Felgen sowie aufwändiges Engineering (Motoren mit erheblichen Leistungssteigerungen, optimierte Qualitätsfahrwerke) auszeichnet. Außerdem gibt es „Old School“-Käfer, die optisch dicht am Original sind, aber mit zahlreichen nos-talgischen Devotionalen wie Dachgepäckträger mit Holzskiern oder einer alten Coca Cola-Kühlbox aufgerüstet wurden.
Unser Referenzfahrzeug ist am ehesten dieser Stilrichtung zuzurechnen, wobei dessen Besitzer auf solche Kategorisierungen keinen Wert legt – er hat sich seinen 1962er Käfer einfach während der rund 30-jährigen Besitzdauer mit liebevollen Detailänderungen so zurecht gebaut, wie es ihm selbst gefällt. Er wird jedes Jahr auch mehrere Tausend Alltags- und Urlaubskilometer bewegt, was naturgemäß nicht völlig spurlos blieb. Dafür macht er allerdings noch einen sehr adretten Eindruck.

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