Parade beim Burger-Meister

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US-Car-Treffen gibt es viele – aber meistens weiß man schon vorher, was einen erwartet. Beim Saisonauftakt am „Chrome Diner“ im Holsteinischen Lensahn ist das nicht der Fall: Hier kommt jeder, der glaubt, sein Auto zeigen zu müssen. Aber warum auch nicht?

„Kommst du am Samstag auch zum Treffen?“
„Nee, da ist ja nur für Mopars.“
„Nee, da ist ja nur für US-Cars bis Baujahr 1970.“
„Nee, keine europäischen Autos erlaubt…“

Klassische Sätze von Menschen, die sich nicht in die großen Auto-Schubladen pressen lassen wollen oder können. Die einen Opel Monza fahren, weil sie einfach keine Knete für einen 68er Charger haben. Oder die den Rüsselsheimer eben mehr lieben als den Ami. Die mit ihrem tiefer gelegten T1-Bulli ausgesperrt werden, eben weil er tiefer gelegt ist.

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Jörg W. Voigt vom „Chrome Diner“ in Lensahn kann mit solchen Restriktionen nichts anfangen. Seit Jahren ruft er die Besitzer aller Klassiker zu seiner originalen Burgerbude in Schleswig-Holstein, um den Auftakt der Oldtimer-Saison zu feiern. Da tanzen die Kolben in den Mai – egal ob die Kiste uralt oder nur alt ist, ob rott oder poliert, ob VW oder Cadillac – ihm sind alle auch nur halbwegs coolen Autos willkommen. Und dazu gehören nach Ansicht von Burger-Fans auch Neuwagen – die Voigt nicht vom Grundstück jagt. Das spaltet die Fans allerdings in drei Lager.

Da sind zunächst die Klassiker-Puristen. Sie finden, dass hier auf dem Platz viel zu viel Plastik parkt. Neuwagen mögen sie einfach nicht und hinterfragen manchmal (aber nicht sehr laut), warum die denn auch auf ein Treffen kommen. Das würde ja das Bild verwässern. Sie rotten sich in sonnigen Ecken des großen, total überfüllten Parkplatzes zusammen und witzeln zwischen Challenger, Charger und GTO darüber, dass womöglich bald auch noch Motorräder zugelassen würden. In dem Moment kommt ein ganzer Pulk von alten Harleys und neueren BMW der New York State Police auf den Platz, inklusive Polizeihund. Der langhaarige blonde Officer spendiert den Jungs ein Tablett Kaffee. Na gut, Motorräder sind ja vielleicht doch nicht so doof.

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Die zweite Fraktion bilden die Bastler und die Fast-Neuwagen-Fahrer. „Newtimer“ nennt man das. Sie fühlen sich wohl zwischen all den Menschen, haben ihre Schätzchen nicht ganz umsonst stadtfein gemacht und sehen sich als Einsteiger in die Altauto-Gemeinschaft. Meistens ist die Haube offen, und die Masse Kunststoff darunter wird von den Puristen kritisch begutachtet. Na ja, immerhin auch ein V8. Als der Opel Diplomat um die Ecke kommt, wird auch der einigermaßen freundlich begrüßt. Und der Chevy da vorn ist von 2003, aber es ist ja ein altes Modell. Holt mal jemand ein Bier? Es ist sehr warm und es gibt eine Menge zu bequatschen.

Und dann sind da noch die Jungs, deren Hinterräder permanent durchdrehen. Zwischen den johlenden Menschen, auf dem Asphalt, auf dem Parkplatz, beim Kommen und beim Gehen. Um ihre Autos aus allen Baujahren herum riecht es ständig nach verbranntem Gummi, und laut ist es auch. Sie werden wahrgenommen – ob man das will oder nicht.

Und Jörg W. Voigt steht mitten drin mit seiner Leuchtfarben-Warnweste, winkt, leitet und diskutiert. Er hat ordentlich Prügel bezogen auf Facebook, weil er sich nicht mit Autos und Baujahren festlegen wollte. Und jetzt? Sind sie alle hier. Feiern, reden, lassen Gummi auf der Straße. Und haben einen richtig guten Tag.
Jemand was dagegen?

www.chrome-diner.de

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Fotos: Jens Tanz