Holz vor der Hütte: Jeep CJ-7 aus Holz

Norbert Arnold steht auf harte Autos: Der gelernte Zimmermann hat sich einen Jeep CJ-7 komplett aus Holz gebaut. Klar, ein Spielzeug – aber für Erwachsene: Der Ami hat 300 PS in der Kommode

Nein, FCA hat noch nicht angeklopft. Ob „Fiat Chrysler Automobiles“ überhaupt etwas von dem wohl härtesten Jeep unter Gottes Sonne weiß? Die Sitze: null gepolstert. Die Karosserie: widerstandsfähiger als jedes Italowestern-Blech. Das Cockpit: mehr Naturmaterial als bei Rolls-Royce und Bentley zusammen. Der Jeep CJ-7 von Norbert Arnold wäre durchaus würdig, beim 75. Geburtstag der Marke Jeep mitzufeiern.

Aber das Jubiläum ist nicht der Grund für seine Existenz. Die liegt wohl eher in privater und beruflicher Karriere des damals selbstständigen Zimmermanns. Eine – sagen wir mal – Familiensituation, in der um das Jahr 2009 herum der Wurm war, beschert ihm etwas, was man für so ein Projekt unbedingt braucht: Zeit. Den Rest hat er sowieso: Schraubertalent. Schon mit zehn Jahren tunte er Mopeds. Den Jeep-Virus schleppte sein ältester Bruder an, der sich mit einem CJ-7 einfach mal einen dieser knorrigen Amerikaner kaufte Und er sich dann auch einen Jeep, allerdings einen Wrangler. Alte, gebrauchte Kisten, aber gut, um Spaß zu haben und ideal, um an ihnen zu lernen, wie wo was repariert werden kann und welche fetten Reifen drauf passen. Inzwischen ist Arnold seit gut 25 Jahren der Marke treu. Vom Wrangler als Single bis Grand Cherokee als werdender Familienvater fährt Arnold alles, solange es nur „Jeep“ heißt.

Wohl deshalb lagen einst in seiner Garage – sozusagen als Startkapital – zwei Wrangler-Achsen, die er sich vor einiger Zeit sicherte, als sie ihm angeboten wurden. Da existierte noch keine Idee, was daraus werden sollte. Dann jedoch reifte ein Plan: ein Holz-Jeep. „Zuerst wollte ich den originalen Willys Jeep in Holz bauen,“ erinnert sich Arnold, „also besuchte ich einen Freund, der einen besaß, und schaute mir das Auto genau an.“ Das Ergebnis: „Ich war auf dem Holzweg: zu klein, zu langweilig. Und dann kam ich drauf, dass es eigentlich nur der Kult-Jeep werden konnte, der CJ-7.“

Schon die Vorbereitungen benötigen Stunden um Stunden. Arnold besorgt sich von seinen Jeep-Freunden Karosserieteile, Überrollbügel, Rahmen und beginnt, die Teile aus Fichten- und Kiefernholz nachzubauen. Die Vorteile dieser Holzarten: Sie sind günstig und extrem belastbar – „die sind noch fester als Eiche.“ Der Zimmermann muss das wissen.

Den Rahmen konstruiert er zuerst: „Der musste natürlich dicker werden als das Original aus Stahl, um ebenso belastbar zu sein. Das heißt: statt 6 auf zwölf Zentimeter in Breite und Höhe nun 12 auf 20 Zentimeter.“ Als das gute Stück fertig ist, lädt Arnold 15 Freunde ein, stellt ein paar Bier hin und bittet zum Kleinholz-Tanz – die Sprünge der gutgelaunten Testpersonen hält die Konstruktion wie erwartet ohne Schäden aus. Eine gute Grundlage, um den Rahmen später mit einem V8 aus einem 79er Jeep Wagoneer zu bestücken – 300 PS stark dank scharfer Nockenwelle, Edelbrock-Ansaugspinne und -Vergaser. Den Motor hat sich Arnold für 5000 Euro gesichert und mit einer Viergangautomatik aus dem Cherokee gekoppelt. Den originalen 4.9-Liter-V8 im CJ-7 findet er – na ja, eben langweilig.

So entsteht Stück für Stück ein Natur-Offroader, Rundungen formt Arnold durch verleimte Kanthölzer, die er abhobelt. Doch eine Stelle wurmt den Holzmann: Die runde Partie zwischen unterem Scheibenrahmen und Motorhaube. Die lässt sich nicht mit herkömmlichen Methoden darstellen. Also recherchiert der geduldige Handwerker und kommt auf die Methode, die auch Fassbauer anwenden: das Holz mit heißem Wasserdampf bearbeiten.

Aber das will gelernt sein. Der erste Versuch – rund zehn Stunden Arbeit am Stück – scheitert. Ebenso der zweite und dritte. Der vierte wird perfekt – aber leider lässt er das fertige Teil zu schnell trocknen, so dass es reißt. Erst beim fünften Mal hat Arnold, was er braucht – nach gut 50 Stunden Arbeit. Apropos: Für das gesamte Auto braucht er 4000 Arbeitsstunden innerhalb von vier Jahren (selbstverständlich nur nach Feierabend und am Wochenende) und steckt rund 30.000 Euro in den baumstarken Ami. Der schließlich einen Überzug aus Bootslack bekommt: „Nur der ist flexibel genug für das Auto – denn sehr verwindungssteif ist es natürlich nicht.“

Nur zwei Arbeiten lässt er machen: die Elektrik von einem, der damit professionell umgehen kann, und die Airbrush-Arbeiten. Denn seine Vision ist: Was nicht aus Holz sein kann, soll wenigstens so aussehen. So nimmt sich der Künstler unter anderem die Achsen, den Kühler, das Getriebe, den Tank und den Motor vor und versteckt Metall und Holz-Optik

Dann zeigt Arnold die mobilen Lebensringe zum Beispiel auf Holzbau- und Forstmessen und bei US-Car-Meetings – und er ist damit der King. Nur dass so viele Interessierte mindestens dreimal auf das Holz klopfen, als könnten sie nicht glauben, was das für ein wundersames material ist – „ich kann das Auto keinen Moment aus den Augen lassen.“ Aber er zeigt, was es kann – so fährt er bei einer Messe in Tübingen in dem Flachwurzler auf abgesperrter Strecke 130 km/h, in einer Kiesgrube kraxelt er mit dem Eigenbau über Stock und Stein. Das Holz gewinnt.

Letztlich gibt es nur zwei Dinge, die das Auto nicht sehen: Matsch und TÜV. Matsch deshalb, weil Arnold keine Lust auf eine Handvollwäsche hat – Regen dagegen ist kein Problem. Anders als eine Straßenzulassung: Da der Rahmen naturgemäß keine alte Fahrgestellnummer aufweisen kann, würde das Auto als Neuwagen gelten. Mit einem Benzin saufenden V8 von ’97 allerdings sind aktuelle Emissionswerte kaum einzuhalten (wohl auch nicht mit Holzvergaser). Und bei einer vorsichtigen Anfrage wurde Arnold auch signalisiert, mit Kennzeichen höchstens 58 km/ fahren zu dürfen – knapp unterhalb des vorgeschriebenen technischen Mindesttempos für Schnellstraßen. „Aber mit 300 PS nur 58 km/h zu fahren kann ich mir nicht vorstellen,“ sagt Arnold folgerichtig.

Inzwischen ist er 47 Jahre alt und immer noch Zimmermann – allerdings mit einer Karosseriebaufirma in Frickenhausen. Arnold überlegt tatsächlich, den Holz-CJ-7 zu verkaufen. Wer in die Verhandlungen einsteigt, sollte eines nicht tun: Süßholz raspeln…

TECHNISCHE DATEN

Jeep CJ7 (Holz)

Motor: V8
Leistung: 300 PS
Max. Drehmoment: k.A.
Getriebe: Viergang-Automatik
Antrieb: Allrad
Länge/Breite/Höhe: 3.950/1.660/ca. 1.950 mm
Gewicht: 950 kg
Sprint 0-100 km/h: k.A.
Top-Tempo: k.A.
Preis: Verhandlungssache

Info und Kontakt: holzwurm33@aol.com

Text: Roland Löwisch, Fotos: Bernd Hanselmann

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