Auf die Länge kommt es an!


Was in dem gestandenen Mann vorging, haben wohl ­einige von uns schon erlebt – allerdings wenige so ­dramatisch wie er. Es ist vergleichbar mit den Erschein­ungen, die in katholischen Heiligenbildern gezeigt werden: Der Buick schien zu leuchten, Grave blendete alle anderen Autos um ihn herum aus. Der musste es sein. Ein Fels in der Brandung. Ein verdammt großer und vor allem langer Fels. Grave bezeichnet die Begegnung mit dem Electra 225 als „Liebe auf den ersten Blick“.
Es gibt so viele Electras auf der Welt. Wer denkt nicht sofort schwärmend an Carmen Electra, das hübsche ­Model aus den USA? Geografiker heben den Finger und deuten auf drei kleine Städte mit diesem Namen,
in ­Florida, Kalifornien und Texas. Ohne Musik geht es nicht, es gibt anscheinend sogar zwei Bands namens „Electra“, eine aus Dresden und eine aus Tel Aviv. Neben einigen Modellen des Herstellers Lockheed, die zumeist in der Luft anzutreffen waren, gab es sogar zwei deutsche ­Automodelle mit dem Namen „Electra“, eines um 1900 von Krüger und eines 1921 von Eiermann & Weber. Vergessen – aber der US-amerikanische „Mesh Electra“ von 1974 vielleicht nicht? Und dann eben noch der „Electra“ der Buick Division von General Motors, designt von Bill Mitchell und ab 1959 das Full-Size Maß der Dinge. ­Übrigens war hier tatsächlich eine Frau im Spiel: Buicks Präsident Harlow H. Curtice nannte den langen Gleiter nach seiner Schwägerin Electra Waggoner Biggs – was für eine nette Hommage.

Die vorigen Modelle „Roadmaster“ und „Limited“ waren ­somit abgelöst und ersetzt. Die viertürige Sechsfenster-Hardtop-Limousine hatte die gleiche Dachlinie wie die Cadillac aus dieser Zeit, stand auf ­General-Motors-C-Body und war wahnsinnige 225 Zoll (5,71 Meter) lang, was prompt in der Modellbezeichnung verankert wurde. Der mehr als zwei Tonnen schwere Luxusdampfer wurde aufgrund der 225 in Anlehnung an Würfel- und Karten­spiele draußen in den Straßen „deuce and a quarter“ genannt.