Alles Schrott

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Auf vielen Plätzen sind die Autos total eingewachsen, so wie dieser 42er Chevrolet oder der 48er Dodge.

 

Auch unserem zweiten Lieblingsschrottplatz, North 54 Salvage (ebenfalls in Alamogordo), wird wohl ein ähnliches Schicksal beschieden sein. Er besteht schon seit den 20er-Jahren, teilweise standen da noch Autos aus dieser Zeit. Jetzt ist fast alles weg – gepresst. Als wir im vergangenen Sommer dort waren, blieb mir fast das Herz stehen. Nur noch ein paar vereinzelte alte Autos verloren sich auf dem riesigen Gelände. Auf meine Frage, wie er so was machen könnte, erklärte mir der Besitzer, dass er die Autos teilweise jahrzehntelang aufgehoben, aber nur selten was verkauft hatte. Jetzt war er alt und wollte sich bald zur Ruhe setzen. Der Schrottpreis war hoch wie lange nicht mehr und die Autos schwer. Indem er alle als Alteisen verkaufte, konnte er sich mit einem Schlag eine gute Altersvorsorge schaffen, statt noch über Jahre ab und zu ein paar einzelne Teile zu verkaufen. Nachvollziehbar? Sicher. Aber zu verstehen? Für uns nur schwer. Unseren dritten Lieblingsplatz (A-1 Auto Salvage in der UFO-Stadt Roswell in New Mexico) gibt es noch. Aber auch hier hat der alte Besitzer sich zur Ruhe gesetzt. Der neue hat angefangen „aufzuräumen“ und schon zahlreiche Autos zum Pressen gegeben. Es sind aber noch ein paar da. Wir sind gespannt, wie es hier weitergeht…

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Moderne Zeiten

Ja, die Tage der echten Schrottplätze sind gezählt. Auch in den USA werden sie überall durch Recycling-Center ersetzt. Der Umweltschutz hat auch da Einzug gehalten und wird teilweise fanatisch betrieben. Früher war es üblich – wenn man nicht mitten in der Großstadt wohnte – dass man ein paar alte Autos auf dem Grundstück stehen hatte. Wir sind mal an einem verlassenen Haus vorbeigekommen, bei dem fünf Generationen von Autos im Garten standen – eins jeweils tiefer in den Boden eingesunken als das nächstneuere. Der Besitzer hatte offensichtlich immer, wenn er sich ein neues Auto gekauft hat, den Vorgänger einfach im Garten abgestellt. So was findet man heute kaum noch. In manchen Staaten darf der Sheriff ein Auto, das länger als vier Wochen unbewegt auf dem Grundstück steht, sogar zwangsverschrotten. Die spinnen, die Amis.

Aber alte Autos sind inzwischen ja auch schon fast vollständig aus dem Straßenbild verschwunden. Der Benzinpreis ist innerhalb von ein paar Jahren auf das Vierfache gestiegen – wer kann und will es sich da noch leisten, einen „gasoline guzzler“, eine Spritschleuder, zu fahren? Dazu gab es in den letzen Jahren massive Prämien für die Verschrottung von „clunkers“, von alten Klapperkisten. „Stinker“ nannte man die bei uns. Noch Anfang des neuen Jahrtausends sah man in den warmen, trockenen Staaten massenhaft 50er-, 60er- und 70er-Jahre-Straßenkreuzer als Alltagsautos. Das ist inzwischen vollkommen vorbei. Amerika ist längst nicht mehr das Land der Autos, mit dem Lincoln Towncar wurde die letzte Limousine nach traditioneller Bauart eingestellt und auch die Pick-ups sind auf dem absteigenden Ast.

Wer noch mal eine Ahnung von dem ehemaligen „Autoland“ bekommen will und der Faszination, die davon ausgeht, der sollte sich beeilen. Auf den Schrottplätzen sind die Spuren teilweise noch da, aber man muss sie schon suchen. Bald werden sie ganz verschwunden sein…

Diese Plätze sind wohl noch einen Besuch wert:

Desert Valley Autoparts in Phoenix
www.dvap.com

Hidden Valley Autoparts (in der Nähe von Phoenix)
www.hiddenvalleyautoparts.com

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Fotos: Tom Torque