Arthur H. Piskernik: Neues Leben mit alten Tankstellen

Arthur H. Piskernik: Neues Leben mit alten Tankstellen

„Beim werden so gworden“, ist der liebste Ausspruch meines Freundes Friedl, was soviel heißen soll wie „beim Machen ist es so geworden“. Kommt ein wenig schräg rüber, ist aber so. Einfach gesagt, „Anpacken, nicht warten!“ Als ich mit 15 ins Internat einer technischen Schule kam und dort ein älterer Schüler mit einem Oldtimermagazin in der Gegend herumstand, war es um mich geschehen, ich war geflashed. A new petrolhead was born! Egal ob 2 oder 4 Räder, Flügel oder was auch immer für ein Vehikel es auch war: alt und am liebsten schnell musste es sein. Geld und Platz hatte ich wenig, aber ab und an reichte es für das eine oder andere Accessoire auf dem Flohmarkt.

Nach Abschluss der Schule und des Militärdienstes gings ans Geldverdienen, um sich die Spielzeuge auch leisten zu können. Da kamen schon  die unterschiedlichsten 2- und 4-Räder in meine nicht vorhandene Garage, wie mein erstes Auto, ein 66er Export Käfer, oder der Alfa GT Junior, Lancia Fulvia, Porsche 924, 914, bis zum Ölklappen-911er, oder Mercedes 350 SLC sowie meine T1 Pritsche. Leider nicht alle gleichzeitig … Dann wären da noch die Rennfahrzeuge wie 65er Formel V, Formel Ford oder Porsche 944 Turbo. Naja, eines muss ich der Wahrheit halber sagen: bis auf den 914er waren alle nicht unbedingt perfekt. Egal, ich war als Equipment Trainer in der Halbleiter-Branche viel unterwegs, USA, Europa und vorwiegend in Süd-Ost Asien. Nach der Finanzkrise 2008 hieß es dann auch für mich, mich neu zu orientieren. Ich wurde Personalberater für Techniker bei einem Konzern.

Das war aber für mich auch nicht das Gelbe vom Ei, und mein Gedanke an die Selbstständigkeit mit alten Tankstellen nahm immer mehr Formen an: Hochwertig verarbeitete Deko Tankstellen aus den 30er, 50er, 60er und 70er Jahren zu planen, nach Originalskizzen zu fertigen und mit den dazugehörigen originalen oder wenigen nachgefertigten Accessoires auszustatten, wie Zapfsäule, Ölkabinett, 2-Taktmischer, Luftdruckprüfer, Zündkerzenkasten usw. Nachdem mich auch noch meine Frau darin bestärkte, gab es kein Halten mehr: Die „Alte Tanke“ war geboren, heute bauen wir historische Deko Tankstelle nach Wunsch. Aller Anfang war natürlich nicht leicht, aber für was hat man Freunde. Mittlerweile exportieren wir nahezu 100% bis nach Thailand oder Japan! Die Kunden? Öffentliche und private Museen, Sammler und Händler. Ich bin wirklich stolz da drauf, habe mein Hobby zum Beruf gemacht und die Ehre, viele Autosammlungen sehen zu dürfen, die nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Und das Schönste: die „Alte Tanke“ ist immer mittendrin!

Übrigens, Freund Friedl baut 917er … falls ihr gerade keine eigene Tankstelle braucht …  www.alte-tanke.com