22 Feb CALL 911 – Die etwas andere Kaufberatung
Posted at 09:00h
in
Kaufberatung
by Tom Torque
Technische Inspektion
Ein Gebrauchtwagen sollte niemals unbesehen gekauft werden. Die USA gelten für manche als das Land der begrenzten Unmöglichkeiten: So groß wie das Land, so unterschiedlich ist die Qualität der Fahrzeuge. Es gibt genauso Pfuscher wie auch Halter, die ihren Wagen mit Q-Tips pflegen. Bereits anhand der Beschreibung in der Anzeige kann man ein paar Rückschlüsse auf das Fahrzeug ziehen. Da in den USA alles positiv ist, strotzen manche Anzeigen auch nur so vor Euphemismen. „Runs good“ könnte zum Beispiel frei übersetzt werden mit „wenn man den Wagen auf der Spitze eines Hügels anschiebt, rollt er von alleine den Berg herunter“. Bei „showroom condition“ kann das Fahrzeug neuen Lack und Chrom besitzen, aber desolate Technik und eine zweifelhafte Restaurierung. Es gibt viele nette Bücher zu dem Thema.
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Kleiner Kennzeichenausschnitt hinten: Es ist vom Zulassungsbezirk abhängig, ob ein
kleines Kennzeichen
zugeteilt wird |
Das hier gezeigte G-Modell ist technisch gut durchkonstruiert und neigt bei guter Pflege nicht zu übermäßigem Verschleiß. Dennoch gibt es ein paar Schwachstellen. Das seit 1974 gebaute G-Modell erhielt mit dem Modelljahr 1976 teilweise verzinkte Bleche, aber das schützt nicht vor Rost. Ein Blick auf Schweller, B-Säule, vorderer Rahmenquerträger und Achsaufnahmen lohnt sich immer. Der vordere Rahmenquerträger ist gleichzeitig ein Indiz für den Umgang des Halters mit dem Fahrzeug. Bei unachtsamer Fahrweise verbeult er gerne, er rostet dann auch durch. Die späteren 3,2-Liter-Motoren sind für ihre Standfestigkeit bekannt, alle Porschemotoren neigen aber auch zum Ölschwitzen. Tropft das Öl bereits ab, stehen Abdichtmaßnahmen an.
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Verladeschäden kommen beim Import vor. Eine Versicherung ist empfehlenswert |
Der Porschemotor und das Getriebe neigen zur Undichtigkeit. Hier ist es erstaunlich trocken |
Die Bremsen sind wenig auffällig, sie unterliegen in der Regel nur dem üblichen Verschleiß. Bremsschläuche können hingegen porös werden, sind aber schnell getauscht. Die Achsgelenke der Vorder- und Hinterachse verschleißen nur bei hohen Laufleistungen und unebenen Straßen. Eine Schwachstelle ist die Aufnahme des hinteren Stabilisators: Sie neigt zur Rissbildung, auch bei pfleglich gefahrenen Fahrzeugen. Darüber hinaus ist es hilfreich im Hinterkopf die möglichen, notwendigen Umrüstmaßnahmen zu haben, da gerade bei klassischen Porsche-Modellen original Ersatzteile teuer werden.
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Erforderliche Umrüstung auf ECE genehmigte Scheinwerfer |
Besonders bei Oldtimern zu empfehlen: die Abnahme beim Fachmann für klassische Fahrzeuge |
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Porsche-Bremsen geben selten Anlass zur Klage – es sei denn, sie sind verschlissen |
Die Lichteinstellung passt. Jüngere Baujahre brauchen eine Leuchtweitenregulierung |
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Die Scheinwerfer passen, das gelbe Standlicht muss noch umgerüstet werden |
Reifen mit ECE-Kennung beugen Diskussionen bei der Abnahme vor |
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Gutes Reifenprofil von mindestens 1,6 Millimeter Höhe ist obligatorisch |
Die kalifornische Sonne kann Reifen porös machen. Hier ist alles in Ordnung |