Checkpoint: Porsche 928 GTS

Porsche 928 GTS

Belächelt, bespöttelt, heute begehrt wie die klassischen 911er: Der Porsche 928 hat eine wechselvolle Geschichte. Und legt wertmäßig täglich zu.

1976, ein Jahr vor dem Erscheinen des 928, hatten die Zuffenhausener die eingeschworene Heckmotor-Luftboxer-Fangemeinde mit dem frontgetriebenen 924 bereits gewaltig düpiert. Und die bösen Ahnungen bezüglich des Untergangs der ehernen Marken-Kernwerte wurden zusätzlich entfacht, als 1977 mit dem 928 ein rundgelutschtes Dickschiff gleichen Antriebskonzepts, allerdings mit acht Zylindern unter der Haube folgte. Aufgeschlossenere Zeitgenossen stellten sehr schnell fest, dass die neuen, wassergekühlten Frontmotor-Coupés in Transaxle-Bauweise super Fahreigenschaften und Alltagsqualitäten aufwiesen, auch wenn sie an die agilen 911 nicht herankamen. Der 928 setzte auf andere Werte: nonkonformistisches Design, opulente Ausstattung, elegantes Finish, hoher Reisekomfort. Ein echter Porsche, keine Frage, ein echter Gran Turismo dazu.

Porsche 928 GTS

Konnte die erste Baureihe mit 240 PS aus 4,5 l Hubraum die Erwartungen in puncto Sportlichkeit noch nicht ganz erfüllen, bot der 928 S von 1980 bereits amtliche 300 PS. Anfang der 90er schöpfte der facegeliftete 928 GT dann 330 PS aus dem 4.957-Kubik-Vierventiler-V8 mit je zwei obenliegenden Nockenwellen, zum Modelljahr 92 legte Porsche noch eine Schippe drauf und erhöhte den Hubraum beim GTS auf 5,4 Liter und 350 PS. 500 Nm reißen den GTS ab 3.000 Touren nach vorn, bis 275 km/h geht die Reise, alles mit heiserem Flüstern, perfekter Präzision und Unangestrengtheit. Fahrwerk und Bremsanlage wurden der Leistung angepasst, optische Retuschen wie neue Außenspiegel, 17-Zoll Cup-Räder, breiteres Heck mit in Wagenfarbe lackiertem Spoilerflügel und ein durchgehendes rotes Reflektorband mit Porsche-Schriftzug sorgten für ein Outfit, das den GTS auch heute noch begehrenswert macht.

Porsche 928 GTS

Nackte 928 der Anfangsjahre sind heute eine Seltenheit, späte Fullsize-GTS gibt es dagegen noch relativ häufig. Wer einen will, sollte sich sputen, die Preise gehen gerade durch die Decke.

Porsche 928 GTS

Rost ist bei dem wassergekühlten Transaxle-Porsche dank vollverzinkter Tragstruktur und zahlreichen Aluteilen wie Türen, Kotflügel, Motorhaube etc. kein Thema. Aber Augen auf bei Autos mit Wartungsstau – die Folgekosten sind enorm. Auch dilettantisch reparierte Unfallschäden können 928-affinen Schnäppchenjägern die Tränen in die Augen treiben. Kilometerstände von 200.000 Kilometern machen den Kauf dagegen nicht zwangsläufig zu einem Risiko, sollten sich allerdings im günstigeren Kaufpreis ausdrücken. Neben der 928 Ur-Version, die man heute im guten Zustand kaum noch findet, ist der GTS aktuell das begehrteste Modell der 928-Baureihe. Früher kostete er knapp 180.000 DM Grundpreis, derzeit liegen die Preise zwischen 20.000 für ordentliche und 50.000 Euro für exzellente Exemplare, Tendenz steigend.

Porsche 928 GTS

Bei einem Fahrzeug dieser Kategorie darf man gerne ein lückenlos gestempeltes Service-Scheckheft mit stimmigen Zeit-/Kilometer-Intervallen voraussetzen, damit man keine bösen Überraschungen erlebt. Der große Service mit Zahnriemenwechsel und Transaxle-Instandsetzung kann mit roundabout 9.000 Euro empfindlich ins Kontor schlagen, also lieber vorher gründlich checken als sich hinterher schwarz ärgern. Ist alles chico, hat ein GTS als die ausgereifteste, powervollste und damit empfehlenswerteste 928er-Version gute Gene für ein langes zweites Leben. Auch mehr als 20 Jahre nach seinem Debüt ist der GTS ein Hochleistungs-Sportler, der Maßstäbe setzt und als solide Wertanlage abseits des Mainstreams gilt. Unser Tipp? Unbedingt kaufen! Und vor dem Kauf unbedingt Martin Henze`s Kaufberatung zum 928 lesen

Porsche 928-4

Verschenkte Chance: der „928-4“ sollte mit gestreckter Karosse, Luxus satt und hoher Alltagstauglichkeit ein viertüriger Luxuskombi für die komfortgewohnte Porsche-Klientel werden. Doch am Ende siegten Vernunft und Qualitätskontrolle in Zuffenhausen: Die Verwindungssteifheit der Rohkarosse entsprach nicht dem hohem Porsche-Standard. Der in Hannover ansässige Tuner Arzt entwickelte 1983 auf der Basis des 928 einen zweitürigen 928 S Break mit unveränderter Technik des 928; die Karosserie kam mit waagerechtem Dach, steiler stehender C-Säule und breiten hinteren Seitenfenstern. Die Umbaukosten lagen bei 30.000 DM, gebaut wurden nur eine Handvoll Fahrzeuge, von denen eines im Porsche Museum zu sehen ist.

Porsche 928 Cabrio

Ein Prototyp, der ebenfalls nie in Serie ging, war das 928 Cabrio. Porsche-Styling übernahm das Design des durchaus gelungenen Topless, die American Sunroof Corporation baut zwei schicke Studien. Dann folgte das Porsche-Aus. Im Laufe der 80er-Jahre entstanden weitere Cabrio-Versionen anderer Hersteller, darunter von bb Auto Exklusiv Rainer Buchmann, der Ausführungen mit Stoffverdeck und Targa-Versionen baute. Überlebende offene 928 werden heute zu astronomischen Preisen gehandelt, egal, wer sie baute.

Fotos: Salonlöwen, Wikipedia