Corvette C2 1963 – Nils Egtermeyer

Normalerweise steht RTL II-Koch Nils Egtermeyer vor TV-Kameras (und) hinterm Herd. Für  TRÄUME WAGEN nahm der autobegeisterte Wahlhamburger nun Platz am Volant, und zwar in einer dunkelblauen Corvette C2 von 1963 – völlig ungewohnt für den jungen Autofan

Wenn Nils Egtermeyer, Profi-Koch auf RTL II bei den Kochprofis, an Vetten denkt, fällt ihm dazu hauptsächlich ein: „80er-Jahre, Vokuhila-Frisur, Bodybuilder, Proll-Schüssel.“ Damit beschreibt er das Image der C3 – die Cokebottle-Corvette galt tatsächlich als die Ludenschüssel schlechthin. Alles, was als folgende Generationen kam, hat einen gewissen „Naja“-Charakter – aber was war davor? Ganz einfach: toller Sportwagenbau. Oder anders ausgedrückt: C1 und C2.

Eine besondere C2 besitzt Sebastian Wolter-Fahlenkamp, guter Freund von Egtermeyer und Geschäftsführer von Mobilista Motors. Die Firma ist im Oktober 2015 ins Geschäft mit hochwertigen Automobilen eingestiegen. Wolter-Fahlenkamp kennt die Branche, er verkaufte schon professionell bei Aston Martin, Bentley, Lamborghini und Porsche. Zurzeit sind rund 15 alte und neue Autos im Angebot, die Hälfte davon in Kommission.

Zu dieser C2 kam Wolter-Fahrenkamp eher zufällig. Bei der Techno Classica in diesem Jahr streunerte er so herum, als er das Auto bei einem schwedischen Händler entdeckte. Besitzer eines Porsche 911, dessen er langsam leicht überdrüssig war, schlug er dem nordischen Dealer vor, die Wagen einfach zu tauschen. Nachdem jeder der Kontrahenten darauf bestand, noch 5.000 Euro zusätzlich zu bekommen, wechselten die Autos die Besitzer, ohne das ein zusätzlicher Euro floss. Immerhin wusste Wolter-Fahrenkamp, dass er in das Auto passen würde. Was ihm bei einer früheren Sitzprobe in einer C1 dramatisch misslang – solche Autos wurden auch nie wirklich für 2,08 Meter große Menschen gebaut.

Der Techno Classica-Deal war für Wolter-Fahrenkamp nicht schlecht. Die 63er Sting Ray ist die einzige C2, die eine Lufthutze in der Haube hat. 1963 kaufte ein Firmenchef aus Madison, Wisconsin, den Beau in Daytona-Blue und behielt ihn volle 21 Jahre lang. Dann verkaufte er ihn an einen seiner Mitarbeiter, als der runde 40 Jahre alt wurde. Der Glückspilz wiederum veräußerte das Auto erst 2012 nach Schweden.
1973 wurde der Ami auf hydraulische Kipphebel umgebaut, eine scharfe Nockenwelle besitzt er zudem. 1994 erhielt er eine Frame-off-Restaurierung. Der Schwede hat später noch die Sitze reno-, den Motor revi- und andere Räder montiert.

Wolter-Fahrenkamp hat das Auto gerade mal zwei Tage und eine Fahrt zur Tanke, bevor Egtermeyer ins Steuer greift. „Alte Autos besitzen Charme, dieses hier auch noch Lifestyle. Wie herrlich Oldschool…“, sagt der Kochprofi. Und sucht die Kupplung. Die es nicht gibt, weil das Auto ein Automatikgetriebe hat. Aber er nähert sich der dunklen Ikone so, wie man das machen muss: langsam, vorsichtig, respektvoll.

Allein das Geblubber aus dem Auspuff des Kunststoffautos kann süchtig machen. Auch wenn der Bad Oeynhausener Händler noch ein paar Dinge verbessern will: Die Elektrik braucht ein paar Geistesblitze, ein paar Dichtungen und Chromleisten wollen ersetzt werden, der Lack könnte Erfrischung vertragen.
Das alles ist Egtermeyer momentan ziemlich egal. Sein eigener leicht gepimpter Audi A3 ist dann doch ein bisschen anders, und erstmal vermisst der Koch so übliche Dinge wie Kopfstützen, einen rechten Außenspiegel und das besagte Kupplungspedal. Trotzdem tritt er mutig aufs Gas, und die C2 in seltenem Daytona-Blue setzt sich angenehm lärmend in Bewegung. Circa 340 SAE-PS erschrecken den Koch ein bisschen, aber nur zuerst. Bald wird er warm mit dem Ami, und er gewöhnt sich an die absolut coole Corvette, von der nur rund 2.700 Stück gebaut wurden – als Coupé und Cabrio. Egtermeyer hat es schnell raus, wie er mit dem Oldie umgehen muss.

Alles etwas langsamer als bei neuen Autos, alles etwas gefühlvoller bedienen, alles etwas entspannter angehen. Mit seiner coolen Sonnenbrille, der wunderbaren Frisur und dem passenden Habitus passt der Koch perfekt in den alten Ami – als wäre er für ihn gemacht.

Dann wird er mutig und schneller. Obwohl dem Wagen das Cruisen besser steht als das Jagen. Nach heutigen Maßstäben ist er dann doch zu weich, mit rund 1,4 Tonnen auch zu schwer. Trotzdem weicht das Grinsen auch nach der Tour noch lange nicht aus Egtermeyers Gesicht. Warum hat er eigentlich noch keinen Oldtimer in der Garage? Das fragt er sich jetzt auch.

Und denkt darüber nach. Eine C2-Corvette? Möglich. Vielleicht aber auch ein alter Mustang…

Chevrolet Corvette C2
Baujahr: 1963
Motor: V8
Hubraum: 5.355 ccm
Leistung: 254 kW (340 SAE-PS) bei 6.000/min
Max. Drehmoment: 467 Nm bei 3.000/min
Getriebe: Zweistufen-Automatik
Antrieb: Hinterräder
Länge/Breite/Höhe: 4.450/1.770/1.260 mm
Gewicht: 1.375 Kilo
Sprint 0-100 km/h: 7,0 Sek.
Top-Speed: 210 km/h
Preis: 75.000 Euro

Text: Roland Löwisch
Fotos: Sven Krieger