Datsun 280 Z 1977 – Nippon Connection

Die Datsun Z-Modelle sind hierzulande rar, zumal der 280 Z ausschließlich auf dem amerikanischen Markt angeboten wurde. Wer sich in das attraktive Nippon-Coupé verguckt hat, ist auf Importe angewiesen. Wie den goldenen Eyecatcher aus Stuttgart, der vor den schwäbischen Platzhirschen kein bisschen Respekt hat

Ende 1969 präsentierte Nissan einen zweisitzigen Sportwagen, der in Japan als Fairlady, im Export als Datsun 240Z lief: Auftakt einer kultigen Baureihe, die bis heute fasziniert. Für das Aufsehen erregende Design sorgte kein Geringerer als Albrecht Graf Goertz, der den unglaublichen BMW 507 in Metall gegossen hatte und mit dem Silvia Coupé eine Steilvorlage für den neuen Datsun ablieferte. So macho-like sollte auch der neue „Dat“ daherkommen, doch es wurde eine höchst attraktive Lady. Ein bisschen E-Type, ein bisschen Pininfarina, ein bisschen Sugar Scoops bei den Lampen: die Z-Reihe ersetzte den Datsun Fairlady und wurde ihrerseits später vom 280ZX abgelöst. Auf dem japanischen Heimatmarkt und bei seinen Fans blieb es bei der vom Vorgänger übernommenen Bezeichnung: Fairlady. Auf den 240Z folgte der 260Z, später der 280Z – unschwer zu erkennen, dass damit jeweils das Volumen des Reihensechsers gemeint ist. Während in Deutschland der 260Z 2+2 im Frühsommer 1975 für Furore sorgte, blieb der stärkere 280Z dem amerikanischen Markt vorbehalten.

Wem es gelingt, einen solchen 2.8er zu ergattern, der darf sich glücklich schätzen. Mal schnell im Internet ein Exemplar suchen, probefahren und bezahlen wird nämlich nicht funktionieren, denn die Lady aus Yokohama ist nicht leicht zu finden. Wer sich mit US-Importen auskennt, hat definitiv die besten Chancen. Harry Utesch, Inhaber von DLS Automobile in Fellbach, ein in der Wolle gefärbter Gefolgsmann der Untertürkheimer und Zuffenhausener Produktpalette und immer auf der Suche nach lohnendem Kultblech, wurde vor drei Jahren durch seine Scouts an der Westküste auf die angejahrte Nipponlady von 1977 aufmerksam. „Die Substanz erschien gut, die Bilder haben mich schnell überzeugt“, erinnert sich der Automobilist mit Leib und Seele an sein erstes virtuelles Date mit der Schönen, die freilich nicht verleugnen konnte, dass sie in Kürze die Vierzig voll macht. Utesch, seit über 30 Jahren in der Branche, vertraute auf seine Erfahrung und holte die verblühte Schönheit über den großen Teich.

Die erste Durchsicht gab ihm Recht: der 280Z war kein Unfaller, der Rost hatte ihm trotz des ab Werk eher dürftigen Korrosionsschutzes nichts anhaben können, und alles andere war dem Werkstattprofi ohnehin egal: „Des richte mer scho!“ Ein Mann, ein Wort. Aus dem „Richten“ wurde eine Komplettrestauration, jede Schraube wurde angefasst, jedes Bauteil überholt oder erneuert – die Lady musste einen Striptease bis auf die Rohkarosse hinlegen und wurde mit schwäbischer Gründlichkeit neu aufgebaut. Auch der robuste Sechszylinder mit der kapriziösen Bosch L-Jetronic-Einspritzung bekam ein Rundumlifting, ebenso das Getriebe, das traditionell bei allen Datsun Z von Haus aus für Ärger sorgte: Zwar lässt es sich knackig schalten, jedoch nervt es mit hohen Laufgeräuschen selbst bei intakten Schaltboxen. Utesch knöpfte sich also Getriebelager und Synchronisierung vor und gewöhnte sich sehr schnell daran, die Gänge nicht durchzureißen. Mit Erfolg, die Schaltwechsel erfolgen jetzt butterweich – so wie es sich für eine Dame gehört.

Nach einer Neulackierung in sattem Goldton erstrahlt die Nipponlady nun im neuen Glanz, der komplett überholte Innenraum inklusive Radio, Antenne und Instrumenten tut ein Übriges, den Showroombesuchern die Köpfe zu verdrehen. „Der hat jetzt Zustand Null, ist also besser als neu“, streicht Utesch liebevoll über das Coupé, das übrigens ein echter Zweisitzer ohne Notsitze ist. Die zeitlose Beinahe-Vierzigerin versprüht ihren Sexappeal wie in alten Zeiten und haut ihren Verehrern die vergleichsweise moderate Leistung dermaßen um die Ohren, dass einem schwindelig werden kann. Vorsicht in schnell gefahrenen Kurven: Das Heck schwenkt schneller um die Ecke, als assistenzverwöhnte Fahrer womöglich reagieren können. Also lieber bei geöffnetem Fenster den tollen Sound genießen und auf der Geraden ruhig mal aufdrehen – dazu animiert der gut am Gas hängende Reihensechser nämlich. Utesch hat ganze Arbeit geleistet und ist bereit, das seltene Stück in gute Hände abzugeben. Mit gerade mal 400 Kilometer auf dem Tacho hat er die Lady seit ihrer Schönheits-OP noch nicht viel gefordert. So sind sie, die Männer: Wenn sie jedes Detail kennen, wird die Frau für sie schnell uninteressant. Eine Chance für den Rest der Welt.

DATSUN 280Z
Baujahr: 1977
Motor: 6-Zylinder Reihe
Hubraum: 2.734 ccm
Leistung: 125 kW (170 PS)
Max. Drehmoment: k.A.
Getriebe: 5-Gang manuell
Antrieb: Hinterrad
Länge/Breite/Höhe: 4.700/1.650/1.300 mm
Gewicht: 1.325 kg
Beschleunigung 0-100 km/h: k.A.
Top-Speed: k.A.

Fotos: Nico Meiringer