Duell für die Ewigkeit: Dodge Charger R/T 440 vs Ford Mustang 390 GT

ChromeCars besitzt die beiden wildesten Träume eines jeden „Bullitt“-Fans:  Einen von zwei originalen Dodge Charger R/T 440 und einen zu 100 Prozent identischen Ford Mustang 390 GT. Zeit für ein Treffen dieser beiden Giganten der McQueen-Ära

Es sind diese sieben legendären Minuten. 420 Sekunden, die eine auch so schon coole Sau namens Steve McQueen noch viel cooler machen. Die aus Mittelklasseautos wie Ford Mustang und Dodge Charger Kultkisten machen. Die Raserei in der City und der Vorstadt als sozialverträglich verkaufen – schließlich ist der Gute hinter den Bösen her und vice versa die Bösen hinter dem Guten. Und auch noch, weil sich das Böse in einer explodierenden Tankstelle in Rauch auflöst und Lieutnant Frank Bullitt ein Problem weniger an den Radkappen hat.

Der ganze Rest ist – zumindest fast – bekannt: Die gesamte zehnminütige Autosequenz inklusive der Verfolgungsszenen im Actionkrimi „Bullitt“ gilt als Meisterwerk der Regie, der Stunts, der Action, der Autoquälerei – allerdings nicht gerade der Continuity, weil die beiden driftenden, fliegenden und reifenmordenden Parteien viermal hintereinander am gleichen grünen VW Käfer vorbeiquietschen aus diversen Blickwinkeln, der gute Bullitt 16 Mal hochschaltet, aber keinmal runter und weil beim Charger etwa acht (!) Radkappen den Gangstern während der Hatz nur so um die Ohren fliegen, obwohl bei der Schlussszene immer noch welche bei dem arg ramponierten und letztlich fliegenden Musclecar auf den Rädern kleben.

Das alles könnte vermuten lassen, dass McQueen und Co. die Autos bis zum letzten Ölfleck verbrauchten. Sie hatten zwei grüne Mustang und zwei Charger in gelb und blau kaufen müssen, weil wohl weder Ford noch GM damit rechneten, eventuell ausgeliehene Exemplare jemals wiederverkäuflich zurückzuerhalten. Aber, weit gefehlt: beide Mustang überlebten – wie das mit den in schwarz umgespritzten Dodge ausging, wird kontrovers diskutiert. Die einen Fans sind sich sicher, dass das Musclecar im Inferno der Tankstelle umkam, die anderen behaupten, der Cutter hätte die Szene nur sehr geschickt geschnitten – der Charger hätte nie mit dem Feuerball gespielt. Tatsächlich sieht man den Charger nie einschlagen. Sicher aber ist: Einer von den eventuell zwei Exemplaren ist im Besitz von ChromeCars.

Die „Automotive Archeologists“, wie sich die Experten aus dem thüringischen Laasdorf selber nennen, sind immer auf der Suche nach speziellen Autos, ­ gerne aus dem Film-Genre in Form von wichtigen Protagonisten. Heute soll ihre Movie-Car-Collection unerreicht sein dank Exponate wie „Eleanor“ aus „Nur noch 60 Sekunden“, dank Fiat Bartoletti aus „Le Mans“ und dank sieben Highlightcars aus „The Fast and Furious“. Klar, dass sich die Jungs auch auf die Suche machten nach dem wichtigsten automobilen Nebendarsteller aus „Bullitt“. Und sei es nur als „Lookalike“ aufgrund der zunächst realistischen Einschätzung, kein Original aufstöbern zu können.

Und so stolperten sie 2015 in Amerika über einen „Dodge Charger R/T, Baujahr 1968, schwarz, Filmauto“. Wobei als „Filmauto“ in den USA auch ein solches gilt, bei dem der Papa einst mit seiner Super-8-Kamera draufgehalten hat. Doch ChromeCars recherchierte weiter: Das Auto soll 1970 von einem Privatier bei einem Händler in Kalifornien erstanden worden sein, der nächste Besitzer kaufte das Auto im Jahr 2002. Er begann, es zu restaurieren. Dabei ergab sich, dass das Auto einst gelb war, dann schwarz und später nochmal gelb – ChromeCars horchte auf, denn Zeitzeugen bekundeten, dass einer der Charger nach den Dreharbeiten wieder in gelb erstrahlen durfte. Und deshalb freuten sich die Thüringer extrem über Löcher in der Karosserie, denn die stimmten überein mit auf Fotos erkennbaren Kamerahalterungspunkten. Somit war klar dass es sich nicht um das Auto handelte, dass der Tanke zum Fraß vorgeworfen werden sollte, sondern um das Modell, das Nahaufnahmen der „Killer“ lieferte. Papiere konnten nicht zur weiteren Klärung beitragen. Denn erstens waren die Autos während der Dreharbeiten nicht angemeldet worden, zweitens soll das Dodge-Register 1969 einem Feuer zum Opfer gefallen zu sein und drittens soll Warner Brothers einst seine Dokumente aufgeräumt haben, was den Verlust von unter anderem solchen Wissen nach sich zog.

Das Problem mit Autos dieser prominenten Art: Wer einen hat, will auch den anderen haben. Und so überlegte ChromeCars, wie man dem originalen Film-Charger einen würdigen Mustang 390 GT Fastback zur Seite stellen könnte zur Feier von „50 Jahre Bullitt“. Einer der echten war unerreichbar – aber gab es vielleicht sonst noch einen Ausweg? Glück gehabt: Auf dem Markt war ein in 15 Jahren nachgebauter Wagen zu haben, ein echter 390 GT Deluxe von 1968 in Highland Green mit Movie-Correct-Bauteilen. Mit unglaublicher Akribie hatte der Besitzer bis hin zum originalen Shelby-Schaltknauf den Wagen nachgeformt – inklusive hereingetretener Beulen und Dellen und entferntem Chrom für den Bullitt-Stealth-Look. Tatsächlich hatte McQueen damals vor dem Dreh dafür gesorgt, dass Bullitts Dienstwagen zu seinem Outfit mit Rollkragenpullover und Tweed-Jacket passt – als pingeliger Schlipscop mit frisch polierter Oberklasseschüssel wollte er nicht durch sein San Francisco jagen.

Obwohl die Autos technisch verstärkt wurden, ist im Film deutlich zu sehen, wie Lenkungen und Hinterachsen vom geforderten Tempo und der angebotenen Kraft völlig überfordert sind. Das schreckte ChromeCars nicht ab, mit dem Charger die Jagdszenen nachzustellen – im Jahr 2018 auf der Bergrennstrecke beim Goodwood Festival of Speed. Obwohl die Deutschen auf dem hochherrschaftlichen Asphalt alles gaben, klappte die Verfolgungsfahrt nicht so ganz. Das lag laut Augenzeugen an Sean Kearnan, dem Besitzer des originalen Film-Mustang, der sich nicht traute, seinem Fastback entertaintechnisch alle Sporen zu geben.

„Bullshit“ war es trotzdem nicht. Auch wenn ChromeCars noch ein paar „Bullitt“-Dokumente besitzt, die belegen, wer den Film schon vor der Oscar-Vorführung sehen durfte, wieviel Zaster McQueen zugestanden wurde für Linien voller Koks und Betten voller Gespielinnen und dass das Machwerk intern tatsächlich als „Bullshit“ verballhornt wurde.

Keine Sorge: Alle Fans wissen es besser. Ewige Duelle enden nie.

Technische Daten Ford Mustang GT 390 Bullitt Recreation

Baujahr: 1968
Motor: V8
Hubraum: 6.391 ccm
Leistung: 320 PS bei 4.800/min
Getriebe: Viergang-Handschalter
Antrieb: Hinterräder
Länge/Breite/Höhe: 4.665/1.900/1.315 mm
Gewicht: 1.540 Kilo
Sprint 0-100 km/h: 7,5 Sek.
Top-Speed: ca. 200 km/h
Neupreis 1967 (Fastback): 3.089 Dollar

Technische Daten Dodge Charger R/T 440

Baujahr: 1968
Motor: V8
Hubraum: 7.206 ccm
Leistung: 375 PS bei 4.600/min
Getriebe: Viergang-Handschalter
Antrieb: Hinterräder
Länge/Breite/Höhe: 5.283/1.946/1.351 mm
Gewicht: 1.546 Kilo
Sprint 0-100 km/h: k.A.
Top-Speed: 240 km/h
Neupreis: k.A.

Text: Roland Löwisch, Fotos: Roman Rätzke

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