Der Traum vom bezahlbaren Supercar: Factory Five Racing Type 65 Coupé

Nein, es ist keine Fata Morgana, was da im Showroom von Christian Meyer steht, das Coupé sieht sehr real, authentisch und knackig aus. Ein Shelby Daytona, entwickelt von Carroll Shelby, angelehnt an seinen AC-Cobra-Roadster.

Das Coupé wurde speziell für Rennen gebaut und sollte vor allem eines: Ferrari in der GT-Klasse die Hölle heiß machen. Was auch klappte … Von 1964 bis 1965 wurden nur sechs Daytonas gefertigt, dann widmete sich Shelby seinem GT40-Projekt. Pete Brock gestaltete die Karosserie, Bob Negstad entwickelte das Fahrwerk, fünf der sechs Karosserien baute die Carrozzeria Gransport im italienischen Modena. Der sechste wurde in den USA gefertigt, verschwand Mitte der 1970er-Jahre von der Bildfläche, galt 30 Jahre als verschollen und tauchte erst 2001 wieder auf. Heute steht er im Automotive Museum in Philadelphia und selbst TV-Tycoon Jay Leno gab sich die Ehre: Auf seiner Website gibt es ein Video von ihm während einer Fahrt mit dem Daytona.

Dass es sich bei der orangeroten #59 bei Mustang Deutschland in Neu-Ulm um den lange Vermissten handelt, ist also unwahrscheinlich – genauso die Vermutung, es könne einer der anderen fünf Daytona Coupés sein. In Anbetracht dessen, dass die superraren Ikonen – wenn überhaupt – für mehrere Millionen Dollar gehandelt werden, verwundert es nicht, dass seit Jahrzehnten Nachbauten angeboten werden. Einen besonders stimmigen legt die US-Firma Factory Five Racing (FFR) in Massachussetts auf: Das Type 65 Coupé tritt gewöhnlich im Shelby-Streifenlook an und wird heute bereits in dritter Generation gebaut. Nach eigenen Angaben verkauft Factory Five die meisten Cobra-Repliken weltweit und Kenner wissen auch, warum: Mit ihren qualitativ hochwertigen Rundum-Sorglos-Bausätzen haben sich die FFR-Leute einen guten Ruf erworben.

Und selbst, wenn der Type 65 im schrägen Disney-Lightning-McQueen-Look nicht durch die begnadeten Hände Carroll Shelby´s geadelt wurde: Auch er hat eine Geschichte. Als normaler Mustang 1965 geboren, wurde er von einem Shelby-besessenen US-Luftfahrtingenieur und seinem Filius mit dem Factory-Five-Kitcar-Set neu aufgebaut. Eine ganze Weile hatten Vater und Sohn Spaß an ihrer Replica im Shelby-Trimm, aber irgendwann war der Hype vorbei. Das Coupé wurde nach Deutschland verkauft und von den Mustang- und Cobra-Spezialisten um Christoph Herbrig vom V8 Werk in Altenberg umfangreich überholt, in Inferno Orange im Disney Cars Style foliert und als Werbeträger eingesetzt. Der aktuelle 5-l-Ford-Coyote-Mustang-V8 schnurrt wie ein Kätzchen, keramikbeschichtete GP Edelstahl-Krümmer mit drei SidePipes liefern den adäquaten Sound, Cobra Schalensitze, ein gesperrtes TruTac LSD- Differenzial, das einstellbare Koni Gewindefahrwerk, Simpson 4-Punkt Gurte und ein Überrollkäfig sorgen dafür, dass die Performance des Headturners nicht stärker ist als die Piloten.

Und nun schließt sich der Kreis: Christian Meyer, ausgewiesener Spezialist für 64er bis 70er Ponies und offen für alles, was die Streifen von Shelby trägt, kam, sah und übernahm. Seitdem steht das orangerote Spielmobil in Neu-Ulm, brilliert mit Superzustand, nur einem Vorbesitzer und wartet auf neue Herausforderungen unter einem neuen Besitzer. Denn einen Nachteil hat selbst dieses charismatische Coupé: Der Innenraum ist knapp bemessen für gestandene Mannsbilder. Weder Christoph Herbrig noch Christian Meyer passen wirklich hinters Steuer, auf Dauer stört das eingezogene Genick doch gewaltig, vom Schaltknüppel unterm Knie ganz zu schweigen. Also Great Chance für alle unter 1,80: Die Option auf den uramerikanischen Spirit in einer wirklich einmaligen Daytona Coupé Replik wird so schnell nicht wieder kommen.

www.mustang-deutschland.de

TECHNISCHE DATEN

Cobra Daytona 1965 Factory Five Racing

Baujahr: 06/1965
Motor: Ford Coyote V8
Hubraum: 5.0 Liter 4V
Leistung: 320 kW/435 PS
max. Drehmoment: 435 PS bei 6.500/min
Getriebe: 5-Gang Tremec mit hydraulischer Kupplung
Bremsen: Wilwood 12 6-Kolben vo. , 11 4-Kolben hi.
Preis: 79.900 Euro inkl. MwSt.

Text. Marion Kattler-Vetter /  Fotos: Mustang Deutschland

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