24 Nov Gran Turismo

Der riesige Jensen Interceptor Mk. III gibt einen tollen Kontrast zur Pariser Hâute Couture ab. Der coole Brite ist die sichtbar jüngere Konstruktion, ohne dabei an Faszination einzubüßen. Als GT der Sonderklasse stellt er einen Höhepunkt der einst so innovationsfreudigen Marke aus den englischen Midlands dar. Die zeitgenössische Werbung betitelt ihn treffend als „Gentlemen´s Express“, und in der Tat zeigt das Herrenauto aus West Bromwich geniale Züge. Seine Linienführung mit der gefühlt unendlich langen Motorhabe ist flach gestreckt und gehorcht dabei GT-Idealen. Das Meisterwerk aus dem Empire hat gleich mehrere namenhafte italienische Väter: Die Linie stammt aus der Feder von Touring in Mailand, die Karosserie wird anfänglich bei Vignale in Turin gebaut, dann jedoch aufgrund von Qualitätsproblemen schnell auf die Insel verlagert.

Großer Engländer mit italienischen Design-Wurzeln: Touring entwarf das umwerfende Äußere

Für ein Luxusautomobil hat der Jensen eine bemerkenswert schnörkellose Erscheinung, eigentlich erlaubt er sich nur eine grandiose Spielerei: Die mit einer riesigen Chromspange eingefasste Glaskuppelklappe schließt das Heckabteil des 2+2-Sitzers nach hinten abfallend ab und veranschaulicht einmal mehr eindrucksvoll den konstruktiven Ehrgeiz und die große Karosseriebautradition der Firma Jensen. Trotz 1,8 Tonnen Lebendgewicht und des Fahrwerksvermächtnisses in Form von Starrachsen und Blattfedern des Vorgängermodells C-V8 taugt der bollernde Interceptor Mk. III als kernige Fahrmaschine, zumindest solange kein enger Serpentinenpass zur Routenwahl gehört. Seine schiere Kraft schöpft der Jensen in der verdichtungsreduzierten dritten Serie aus 7,2 Litern Hubraum. Damit hat er das gefühlte Drehmoment einer mittleren Güterzuglok und ist in etwa genauso durstig. Für tollkühne Visionäre baut Jensen lange sogar ein extralanges Interceptor-Schwestermodell FF mit so richtungsweisenden Details wie Allradantrieb und Dunlop-ABS-Stotterbremse.