Leserauto: Im Schatten der Muskeln

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Während Klein ganz gechillt mit zwei Fingern am kleinen Lenkrad kurbelt, schwanken die Sinne des Beifahrers zwischen Zuhören, Druck fühlen und Landschaft-hinter-der-langen-Haube-bewundern. Die ist hier sehr flach. Bei Reisegeschwindigkeit angekommen, schnorchelt der Midsize-Fullsizer ruhig und stoisch vor sich hin. Kein Ami-typisches Quietschen und Knarzen, keine Zündaussetzer („… der muss nochmal eingestellt werden“) und nicht mal das leiseste Ruckeln der Automatik trübt das Erlebnis. Das ist entspannender als das abendliche Floating der Manager und gleichzeitig aufregender als das Freeclimbing der Vorstandsetage am Wochenende. Das ist genau der Ausgleich zum harten Arbeitsalltag, den sich Dennis Klein vorgestellt hat. Das ist ein gelebter Traum.
Schwer zu sagen, warum alle nur so auf Challenger und Firebird gieren. Die sind total geil, keine Frage, aber der Mercury steht dem in nichts nach. Ob das Fluch oder Segen ist, kann jeder für sich selbst entscheiden. Während Freddy Mercury im Radio mal wieder „I want to break free“ skandiert und es einfach nicht schafft, hören ein paar andere Menschen laut die „Bohemian Rhapsody“ und sind damit anders unterwegs.
Aber mindestens genau so cool.

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Technische Daten:
Mercury Monterey 2 Door Hardtop Coupé
Baujahr: 1967
Motor: V8
Hubraum: 6.400 ccm (390 cui)
Leistung:  198 kW (270 PS)
Max. Drehmoment: 546 Nm bei 2600/min
Getriebe:  Dreigang-Automatik
Antrieb: Hinterräder
Länge/Breite/Höhe: 5550/1976/1400 mm
Leergewicht:  1800 Kilo
Beschleunigung 0-100 km/h: 8,8 s
Top-Speed:  193 km/h
Wert: ca. 17.000 Euro

Text und Fotos: Jens Tanz