Urban Indians – Jeep Grand Cherokee

Wer einen mächtigen Edel-SUV mit V8 und viel Charme sucht, der kommt an der Jeep Grand Cherokee-Baureihe kaum vorbei. Hubraum und Luxus gab und gibt es einst und jetzt in US-typischer XL-Verpackung: SRT 6.4 (Baujahr 2015) und ZJ 5.2 Limited von 1995 beweisen es

Zwei Häuptlinge unter sich: Ob der Youngtimer oder der Neuwagen das Rennen macht, ist eine Frage des persönlichen Geschmacks und des Budgets

Diese Farbe steht ihm. Edles Dunkelgrünmetallic, mehr Glamour als Förster. Als fein ausstaffierte „Limited-Version“ eroberte der Jeep Grand Cherokee ZJ einst die Boulevards. Am Steuer des Youngtimers sitzt Daniel Harbeck. Der IT-Experte schätzt den lässigen Style seines 90er-Jahre-Dickschiffs, denn er kennt die besonderen Qualitäten.

Lange bevor der SUV-Boom die deutschen Zulassungscharts durcheinander wirbeln sollte, kreierte Jeep mit dem Grand Cherokee einen Megatrend – einen überzeugenden Luxus-Geländegänger in europäischen Kombi-Dimensionen hatte bis auf Range Rover kein anderer Hersteller im Portfolio. Auf die Grobschlächtigkeit anderer Allradmodelle verzichtete der nach einem Indianerstamm benannte, noch von der American Motors Company entwickelte große Cherokee. An solvente Kunden gerichtet bot er, ganz im Stile der 1989 vorgestellten Studie Concept 1, ein feines All-Inclusive-Menü oberhalb der etablierten Cherokeemodellreihe, inklusive potentem Magnum-V8-Triebwerk unter der Haube

 

Schon der erste Grand Cherokee sollte sprichwörtlich einschlagen. Der damalige Chrysler Chef Bob Lutz pilotierte das Messemodell 1992 als Teil einer filmreifen Präsentation erst eine Treppe hinauf und dann durch eine Schaufensterscheibe, direkt auf die Bühne der Detroit Auto Show.

Den Desigern war der ganz große Wurf gelungen: Unverkennbar amerikanisch gefiel ihr Werk auch Europäern, die bis dato mit dem hemdsärmligen Yankee-Charme eines CJ oder Broncos fremdelten. Fortan wurde der große Cherokee von Generation zu Generation evolutionär weiterentwickelt, seine DNA aber blieb unangetastet. Die strenge Front mit prägendem Slot-Grill blieb, ebenso die schnörkellose Grundform mit ausgestellten Radläufen. Sogar das Stylingkonzept der Felgen folgte dieser Tradition. Bis heute haben die Chrysler-Ingenieure die klassischen Wurzeln bewahrt und alle lästigen Designzugeständnisse für den asiatischen Markt oder Downsize-Triebwerke vermieden.

 

Ein Jeep kommt durch, drüber, rauf und später auch wieder heil runter. Das steht ihm ins Gesicht geschrieben.

Für ZJ-Pilot Harbeck ist die hohe Kontinuität in der Formgebung Teil eines wunderbaren Versprechens: „Ein Jeep kommt durch, drüber, rauf und später auch wieder heil runter. Das steht ihm ins Gesicht geschrieben. Ich nehme ihm es auf Anhieb ab.“

Mächtige 1,8 Tonnen schwer und dennoch dank Allradantrieb und Untersetzung uneingeschränkt geländetauglich, trifft der ab 1993 gebaute 5,2-Liter-Magnum-Drehmomentbulle auf seinen gut 20 Jahre jüngeren Enkel, den aktuellen Grand Cherokee WK2 in der Topversion SRT mit 6,4-Liter-Hemi-Maschine. Objektiv betrachtet legt dieser nochmals eine riesige Schippe drauf, ist größer, schneller, schwerer und technisch State of the Art.

An Bord des alten ZJ, auf marshmellow-weichen Loungesesseln stellt sich sofort der diskrete Charme eines gereiften Boulevard-Cruisers ein. Komfort ist King, die Armada der stillen Helfer ist stets zu Diensten und arbeitet voll elektrisch. Ein quadratisch-praktisches Cockpit beherbergt neben garantiert echtholzfreiem US-Barock eine ganze Flut von Knöpfen und schrillen Anzeigen. Vollausstattung war beim Limited kein leeres Versprechen, sondern Serienstandard.