John Bostelmann: 1975er Ford Granada Coupé

1975er Ford Granada Coupé

Was fährst du? „Ein 75er Granada Coupé, 2-Liter-Reihenvierzylinder, 99 PS, Viergang-Handschalter.“

Wodurch ist dein Autovirus entstanden? „2006 wurde ich 18 und wollte unbedingt mit einem fetten Auto cooler sein als die anderen. Die Versicherungen mit ihren lustigen Prämien für Fahranfänger waren da anderer Meinung. Die einzige Möglichkeit war ein H-Kennzeichen, damit können auch Fahranfänger ein Auto mit dickem Motor für 190 Euro im Jahr vollkasko versichern. Also begann ich zu suchen.“

Wie hast du dein Traumauto gefunden? „Mein Vater zeigte mit spitzem Finger auf die besonders coole Coupéform der gehobenen Kölner Mittelklasse. Auf mich wirkte der Granada wie die Antwort auf alles, was ich schon immer über Autos wissen wollte.“ 

Warum gerade der? „Ich entdeckte das Coupé in der Nähe von Paderborn – guter Preis, liebebedürftig – und fuhr direkt mit dem Trailer zum Verkäufer. Da lag der Granada in seiner ganzen Masse auf dem Hof, wie ein geiler alter Wal. Der musste es sein.“

Musstest du viel machen? „Ja, es war noch arbeitsintensiver als geplant. Der Motor war platt, da musste ein neuer rein. Weil der auch im Sierra und im Scorpio verbaut wurde, war Ersatz schnell beschafft, der Tausch war mit zwei Mann an einem Nachmittag gemacht. Mit meinem Freund habe ich das Blech geschweißt, das Fahrwerk mit frischen Gummis neu gelagert und die Bremsen neu belegt. ‘Ne Bassbox in den Kofferraum – und ab dafür mit TÜV, H-Kennzeichen und Zulassung. Jetzt war er so, wie ich ihn wollte: Ein bisschen schrottig, aber ziemlich cool.

Fährst du ihn noch weiter oder soll was neues Altes her? „Der Granada ist auch im ganzjährigen Alltag nicht totzukriegen, Wertverlust gibt es keinen, ganz im Gegenteil.  Und damit dieser Alltagszustand, dem man seine Schrammen und Kampfspuren nach 40 Jahren ansehen darf, erhalten bleibt, hab ich dem Granada vor sechs Jahren eine komplette Hohlraumkonservierung mit Timemax spendiert. Gesund soll er sein, aber auf Showroom-Condition hab ich keinen Bock. Das ist die konservierte Geschichte eines Autolebens. Davon sollte es noch viel mehr auf den Straßen geben. Natürlich fahr ich ihn weiter.“