Triumph Spitfire 1500

Schon als er neu war, verkaufte sich der Triumph Spitfire außer wegen seiner betörenden Optik vor allem über den Preis, denn der schick gezeichnete Roadster galt als „E-Type des kleinen Mannes“. Gespart wurde jedoch nicht nur an der Ausstattung, sondern auch an der Qualität. Das mit der preislichen Einsteigerklasse ist bis heute so geblieben – die Notwendigkeit, häufiger selbst Hand anlegen zu müssen, allerdings auch ….

Wie einen der von Michelotti gezeichnete Triumph Spitfire aus Anzeigen und Prospekten damals so anstrahlte – ja, da konnte man schon schwach werden. Zumal der Preis echt heiß war: Knapp über 8.500 DM verlangte Triumph 1962 für die erste Ausführung, den Spitfire 4. Damit war der zwar doppelt so teuer wie ein VW Käfer, lag aber auf Augenhöhe mit dem ein Jahr zuvor deutlich modernisierten „Frosch“-Nachfolger Austin Healey Sprite Mk. II beziehungsweise dessem fast baugleichen Schwestermodell MG Midget. Unterhalb dieser Preiskategorie waren offene Zweisitzer kaum zu haben. Die Verkaufszahlen des Spiti (allein 45.573 Exemplare vom Mk. I zwischen Oktober 1962 und Dezember 1964) belegten die hohe Nachfrage in diesem Segment.
Schwach wurden allerdings nicht nur Kaufinteressenten, sondern auch die Autos selbst. Schon bald bescherten zahlreiche Qualitätsmängel dem Spiti eine negative Presse – hätte es die „Silberne Zitrone“, den Negativpreis des ADAC, den der Spitfire 1500 im Jahr 1976 verliehen bekam, schon Anfang der 1960er gegeben, wären bereits der Mk. I wie auch seine Nachfolger sichere Aspiranten dafür gewesen. Schlampige Verarbeitung und konstruktive Schwächen waren allerdings nur ein Grund für Defekte an der Technik und Mängel an der Karosserie. Die meist wenig solventen Besitzer (Studenten und junge Paare) vernachlässigten häufig die notwendige Wartung und Pflege und gaben dem kernigen Briten allzu oft kräftig die Sporen, was die von der Herald-Baureihe stammenden Langhuber mit frühem Verschleiß bis hin zu Totalausfällen quittierten.

Die aufklappbare „Flip-Front“ erleichtert nicht nur die Ankaufuntersuchung erheblich, sondern auch eventuelle Reparaturen am Motor oder dem Fahrwerk vorn

Sehr häufig ist das Blech im Bereich des „Kastens“ (Fußraum) von Korrosion befallen

An der Trägerstruktur vorm Motor …

… und seitlich können schlecht reparierte Unfallschäden erkennbar werden

Den „Spiti“ sollte man allerdings nie ohne das Wörtchen „trotzdem“ aburteilen, denn: Trotzdem gab es immer wieder Dauerläufer, die kaum Kummer bereiteten. Und trotzdem gab es immer wieder auch Fahrzeugbesitzer, die dem kleinen Roadster alle Schwächen verziehen und der betörenden Formgebung der Karosserie mit dem kecken aaHüftschwung erlagen. Nicht grundlos wurde die ab 1966 nachgelegte Coupé-Variante GT6 als „Poor man’s E-Type“ bezeichnet, was natürlich spöttisch gemeint war, aber sich eben auch auf eine nicht von der Hand zu weisende Übereinstimmung der Linienführung bezieht.
Daraus folgt ebenfalls, dass die Spitis stets ein Image als „Billigheimer“ hatten. Auch als Gebrauchtwagen wurden sie bis Ende der 1980er-Jahre vor allem wegen ihres günstigen Anschaffungspreises geschätzt, ganz gleich, um welche Modellgeneration es sich handelte. Sogar als Schüler konnte man sich einen Spitfire leisten – erhebliches Schraubertalent vorausgesetzt. Letzteres allerdings nicht etwa, weil die Reparaturen daran so kompliziert gewesen wären (das Gegenteil ist der Fall), sondern weil es an den besonders günstigen Autos eben auch immer irgendetwas zu tun gab. „In England hatte der Spitfire seinerzeit den Ruf als „Rowdy-Auto“, vergleichbar mit dem Opel Manta bei uns. Was hierzulande der „Manta-Manni“ war, hieß auf der Insel „Spiti-Joe“, erklärt Anton Schlenger-Evers vom Spitfire-Club-Deutschland, der uns zusätzlich zu einigen Bildern seines blauen Mk. I aus dem Baujahr 1964 ein Fahrzeug der letzten Modellgeneration, also einen 1500er, als Referenzobjekt für unsere Fotos vermittelte. Dieser Wagen, der einem bekannten Hamburger Autor und Zeitschriftenredakteur gehört, hat seinen Besitzer zwar auch schon das Schrauben an alter Technik gelehrt, erwies sich allerdings insgesamt in überdurchschnittlich gutem Pflege- und Erhaltungszustand und entsprechend zuverlässig auch auf längeren Strecken. Unsere Kaufberatung umfasst allerdings Tipps für alle Modellgenerationen.