Leserauto: 1967er Sunbeam Imp von Robert Bösling

Dass wir vom TRÄUME WAGEN Magazin ein Auto präsentieren, das wir selbst nicht kennen, passiert eher selten. Sunbeam? Klar. Aber Imp? Never heard. Der Kleine war der große Konkurrent des Austin Mini, doch trotz innovativer Technik und beachtlicher Rennsporterfolge erinnert sich heute kaum mehr einer an die freche Rennsemmel. Robert Bösling hat mit seinem Sahnestück ein echtes Unikat in Deutschland

Dabei hat es der Imp faustdick unter der biederen Blechkarosse. Imp ist übrigens weder die Abkürzung von Imperial, Import oder gar Impertinenz, Imp ist englisch und heißt Kobold. Was es einigermaßen genau trifft. Der Hersteller Rootes war in der Nachkriegszeit in England eine bekannte Größe mit breiter Palette, ein Einstiegsmodell, um gegen Ford Popular, Austin A30 oder Morris Minor, natürlich auch gegen VW oder den Fiat 500 punkten zu können, fehlte allerdings. Die Konstrukteure Tim Fry und Mike Parkes sollten es richten. Ihren ersten Ansatz, einen Zweizylinder-Kabinenroller, lehnten die Rootes-Besitzer ab. Der zweite Wurf mit Vierzylinder-Heckmotor und vier Sitzplätzen kam 1963 schon bedeutend erwachsener daher, immerhin hatten die beiden Tüftler den Austin Mini im Blick. Aber die Unterschiede zum späteren Dauerbrenner Mini konnten kaum größer sein: Der Rootes Hillman Imp hatte den Motor und die angetriebene Achse hinten – ein Kardantunnel hätte zuviel Platz weggenommen. Große Fenster und ein konservatives Design prägten die Optik, eine aufwändige Hinterradaufhängung mit Schräglenkern und die Pendelachskonstruktion vorne hielten das Übersteuern in Grenzen. Sahnestück war der Motor. Ausgegangen war man vom Coventry Climax Rennmotor, der Lotus, TVR und Elva beflügelte. Für das Alltagsvehikel blieb allerdings kaum ein Teil unverändert, abgesehen vom Aluminium für Block und Zylinderkopf und der obenliegenden Nockenwelle. Der leichte 875-cm3 -Motor mit 39 PS wurde schräg eingebaut. Der Imp bekam umklappbare Rücksitze und ein aufklappbares Heckfenster, durch das man einfach beladen konnte. 

Dem Mini konnte er mit fast identischem Radstand, aber deutliche größeren Abmessungen, mehr Raum und mehr Zuladung Kontra bieten. Richtig ausgereift war der Imp allerdings nicht. Undichtigkeiten, Elektrikprobleme, Motorschäden und Mängel in der Verarbeitung waren für den Ruf weniger gut, bereits nach 18 Monaten musste der kleine Hillman gründlich modellgepflegt werden. Rootes reagierte mit neuen, verbesserten Modellen. Im Oktober 1964 wurde die Luxusversion Singer Chamois vorgestellt, es folgten Kombi- und Coupé-Varianten, die unter den verschiedenen Markennamen der Rootes-Gruppe – Hillman, Sunbeam, Singer, Commer – vertrieben wurden.

Im Motorsport aber war der Imp über alle Zweifel erhaben. Der Motor ließ sich bis auf 100 PS pushen, besonders bei Rallyes war der kleine Kobold kaum zu schlagen. Die Erkenntnisse der Rootes-Rennabteilung kamen auch den Kunden zugute, so offerierte man den Rallye Imp oder auch den 60 PS starken Sunbeam Imp GT, der auf den starken Mini Cooper S, den Inbegriff der kleinen Rakete, zielte.

Und hier beginnt die Geschichte von Robert, der sich genauso einen Racer gesichert hat. Der BWL-Student aus Hamburg hat die Autoleidenschaft in den Genen, Papa fährt seit Jahrzehnten diverse Tiger und ist Vorsitzender des Sunbeam-Clubs Deutschland, Mama setzt auf Porsche, der kleine Bruder auf Golf 1 GTI. Robert, schon mit 15 in der Motorsportszene aktiv, hörte auf Papas Rat und erkor einen Imp Sport zum Objekt der Begierde. Mit 16 entdeckte er ein taugliches Restaurationsobjekt in Kassel, kratzte sein Konfirmationsgeld zusammen und holte das desolate Stück nach Hause – nicht ahnend, auf was er sich da einließ. Nichts, gar nichts, war an dem Imp mehr in Ordnung, allenfalls die Hinterachse hielt noch in ihren rostigen Halterungen. Gut 20 Jahre hatte der seltene Linkslenker unter Schweizer Himmel im Freien verbracht, weitere Jahre verstaubte er in Nordhessen. Aber: Er war komplett original, jedenfalls das, was noch übrig war. Robert, autoverrückt, aber des Schraubens nicht mächtig, vertraute den rollenden Haufen dem Fachmann an. Fazit: Der Imp lief, aber Robert war not amused, hatte die Werkstatt doch reichlich geschludert. Also alles auf Anfang, der Stammschrauber der Familie kam zum Zug und zauberte in jahrelanger mühevoller Arbeit einen Imp Sport Zweipunktnull.

Würde man aufzählen, was nicht gemacht wurde, wäre man schneller fertig, daher nur soviel: Scheibenbremse vom Fiesta MK3 statt der originalen Trommel, Protech Shocks Fahrwerk, hintere Kotflügel pro Seite 2 mm gezogen, neue Felgen, neue Reifen, neuer Rennmotor 998 cm3 mit 90 PS (Original 875 cm3 mit 35 PS), Auspuff, Krümmer, Kolben, Nockenwelle usw. alles auf Rennteile getauscht, 4-fach Weber Vergaser, neues verstärktes Getriebe mit Sperrdiff., Neulackierung in Original Imp Sport Rot, neue Schalensitze, geschüsseltes Lenkrad mit eigens gebauter Nabe … die Herausforderungen für den Schrauber des Vertrauens waren gewaltig. Die Ersatzteilversorgung ist erfreulich schmerzfrei, immerhin wurden 600.000 Imps produziert und im Mutterland gibt es eine große Szene für den kleinen Racer. Jetzt ist alles so, wie Robert sich das immer vorgestellt hat, alles ist exakt auf seine Bedürfnisse angepasst und der Erfolg gibt ihm Recht: Positiver könnten die Reaktionen auf den sympathischen Kobold nicht ausfallen.

Robert und sein roter Imp sind häufige Gäste bei Trackdays und Klassikertreffen, für harten Motorsport oder Rennen ist ihm sein Außenseiter zu schade. Dafür fährt er den Imp im Alltag, wenn er nicht mit Bus und Bahn unterwegs ist, „schließlich wurde der Imp ja nicht als Oldtimer gebaut, sondern als Daily Driver“. Im Übrigen hat er mit seinem Bruder einen Peugeot 106 GTI für den ernsthaften Motorsport in der Mache, ein bissel sportlich darf es halt schon sein. Gibts sonst noch Träume? Klar, ein Tiger als Familienfahrzeug wäre was Feines, mit dem könnte man auch zum Skifahren nach Österreich gondeln, ohne allzu viel zu riskieren. Und noch was liegt Robert am Herzen: Er will die junge Generation, sprich, die Gleichaltrigen, mit dem Oldtimervirus infizieren. Womit könnte das wohl besser gehen als mit dem kleinen roten Hingucker …

Technische Daten Sunbeam Imp Sport

Baujahr: 1967
Motor: Alu-Vierzylinder
Hubraum: 998 cm³
Leistung: 66 kW/90 PS
Drehmoment: 170 Nm
Getriebe: 4-Gang H-Schaltung
L/B/H: 3.490 / 1.500 / 1.305 mm

Text: Marion Kattler-Vetter, Fotos: Robert Bösling

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