Leserauto: 1969er Ford Mustang Fastback von Ulrike Steibl

Der klassische Mustang ist Kult, klar. Der Fastback noch ein bissel kultiger, auch klar. Wenn dem heißen Pony aber auch noch eine Lady die Sporen gibt, ist das Gesamtpaket kaum mehr zu übertreffen. Auch wenn der Name für Amis schier unaussprechlich ist …

Julriki? Olrik? Allraik? Wer Ulrike heißt, tut den Amis keinen Gefallen. Ganz zu schweigen vom Nachnamen. Stibl? Stäbl? Egal, Steibl kann man jenseits des großen Teichs nun mal nicht aussprechen. So bleibts beim schlichten Uli, das bringt jeder über die Lippen. Punkt. Vielleicht der Grund, warum sich Ulrike Steibl erst gar nicht auf den Weg in God´s own Country machte, sondern ihr Glück im heimischen Österreich versuchte. Und es gleich doppelt fand, aber dazu später.

Ulrike kommt viel rum. Als Projektleiterin für einen Bauträger ist sie in Sachen Bauabnahme in der gesamten Alpenrepublik auf Achse. Privat bewegte sie die abgelegten Autos ihrer Tanten, mal Golf, mal Escort – alles, nur nicht aufregend. Nach einem fünfjährigen Russland-Aufenthalt in Diensten der Firma stand aber fest: Jetzt muss mal ein vernünftiges Auto her. Vernünftig nicht im Sinne von sparsam, emissionsarm und langweilig, im Gegenteil, es sollte rocken.

Uli durchforstete das Netz und stieß auf den 69er Mustang, angeboten von einem niederösterreichischen US-Car-Händler. Österreich zeichnet sich durch kurze Wege aus, einer Stippvisite von Graz nach Niederösterreich stand also nichts im Weg. Da Uli selbst „von Autos keine Ahnung“ hatte und der Freundeskreis sich eher bockig stellte, packte sie kurzentschlossen den Babaa ein, Sie wissen schon: Papa mit langem a und gaaanz weich gesprochen …  Der hatte ein bissel mehr Ahnung und so umrundeten die beiden Autokenner die dunkelblaue Erscheinung, die sich da präsentierte. Aus dem unverbindlichen „geh´n mer mal schaun“ wurde ein „fahrn mer mal Probe“ und schließlich ein „den kauf ich mir“.

Wer jetzt fassungslos die Hände ringt, darf aufatmen: Alles gutgegangen. Das blaue Pony wurde nach Graz geliefert und auch der erstmals wirklich kritische Blick eines Fachmanns offenbarte das unfassbare Glück der arglosen Käuferin: Der 69er zeigte nur leichten Rost an den neuralgischen Stellen wie Radläufen, Bodenblech und Fensterrahmen und war ansonsten in gutem Zustand. Der Mustang wurde damals aus Köln direkt nach Österreich ausgeliefert und hat die Idylle auch nie wieder verlassen. Die spontane Kaufentscheidung liegt nun zehn Jahre zurück, seitdem hat sich einiges getan. Mangels autoaffiner Mitstreiter im Umfeld knüpfte Uli Kontakte zum American Car Club Graz. Außer einer Menge sympathischer Gleichgesinnter traf sie auch Alex, seines Zeichens Schriftführer im Club, Eigner beinharter Amikisten und Werkstattprofi. Ob es der ikonische Fastback oder das fesche Madl war? Egal, seitdem sind Uli und Ali ein glückliches Schrauberpaar und beschlossen, den Mustang gemeinsam zurück in den Auslieferungszustand zu versetzen.

Dabei wuchs viel ran an Uli, vom Handlanger arbeitete sie sich über den Hilfsarbeiter bis zum Gesellen hoch, um im Werkstattjargon zu bleiben. Ali steuerte mächtig viel Ahnung aus seiner gerade abgeschlossenen Chevy Blazer-Restauration bei, als nächstes wartet ein C20 Camper Special Pick-up auf die Grundüberholung. Ulis Mustang ist die Runderneuerung gut bekommen, die zwei haben ganze Arbeit geleistet. Außer der Lackierung in original Winterblue und den erforderlichen Spenglerarbeiten haben sie alles alleine hinbekommen, sogar den Motor. Da ist es gut, wenn man in der Steiermark nahe der Mopar Garage lebt: Unter den kritischen Blicken von Michael Mugrauer überholten Uli und Alex den 351W Windsor-Motor eigenhändig in dessen Werkstatt. Klar, dass da nichts schiefgehen kann …

Insgesamt dauerte die Resto sechs Jahre, zwei davon stand der Fastback unangetastet beim Spengler, der nie Zeit fand. „1.400 Arbeitsstunden haben wir da reingesteckt“ hat Uli zusammengerechnet, die die Standzeit für ausgiebige Recherchen nutzte und jetzt Profi in Sachen 69er Fastback ist. Tipps und Teile gabs wie Sand am Meer, wobei das Schrauberpärchen Wert darauf legte, ausschließlich Originalteile zu verbauen. „Jede Minute hat sich gelohnt“, zieht sie Bilanz, „Zeit für weitere Hobbies bleibt da aber nicht.“ Muss ja auch nicht. Fetter V8, Platz ohne Ende und das herrliche Gefühl grenzenloser Freiheit auch im kleinen Österreich sind die gemeinsame Leidenschaft von Uli und Ali.

Mittlerweile hat sich zu Mustang, Blazer und C20 Pick-up auch noch ein 66er Impala gesellt. Der gehört Uli und die Überlegung, ihn einer ähnlichen Beautybehandlung wie beim Fastback zu unterziehen, hat sich erübrigt: Der Impala ist in ziemlich perfektem Zustand, außerdem ist der Bedarf an ölverschmierten Händen, abgebrochenen Fingernägeln und festgebackenen Schrauben erstmal gedeckt – fahren will man schließlich auch noch. Für Trips und Wochenendtouren tritt der Mustang an, fürs Cruisen der Impala, fürs Verreisen der Blazer. „Das reicht fürs Erste“, schmunzelt Uli, „mehr Platz haben wir auch nicht in unserer Halle.“ Na, könnte schlimmer sein. Mit diesem Luxusproblem lässt es sich locker leben …

Technische Daten

Ford Mustang Fastback

Baujahr: 1969
Motor: Windsor V8
Hubraum: 351 cui/5.769 cm3
Leistung: 213 kW/290 PS
Vmax: 210 km/h
max. Drehmoment: 491 Nm@3.200/min
Antrieb: Hinterräder
L/B/H: 4.760/1.824/1.128 mm
Getriebe: 3-Gg. Aut.
Gewicht: 1.465 kg

Text: Marion Kattler-Vetter, Fotos: Daniel Murgg

Diese Beiträge könnten Dir auch gefallen:

Facebook
Twitter
Pinterest
Tumblr