Leserauto: 1989er Porsche 911 (964) von Gordian Madsen

Im Leben von Gordian dreht sich alles um Autos. Nach dem Sportmanagement- und Betriebswirtschafsstudium machte der Unternehmer sein Hobby zum Beruf und widmet sich den Dingen, die er liebt: Autos und Menschen. Und seinen 964 Daily Driver …

Menschen, die alles erreichen, was sie sich im Leben vornehmen, haben Gordian Madsen schon immer fasziniert. Bevorzugt im Zusammenhang mit schönen Autos, die auch beruflich seine ständigen Begleiter sind: Der Hamburger führt mit seinem Vater Olaf die Firma KfzSachverstand.de, die bundesweit unabhängige Schaden- und Wertgutachten für Privat- und Geschäftskunden erstellt. Gerade hat Gordian mit CLAYM+ ein weiteres Unternehmen im Bereich Legal Tech gegründet. CLAYM+ treibt die Digitalisierung in den Autohäusern voran und übernimmt unter anderem den gesamten Prozess der Schadenregulierung. Das neue Unternehmen ist bereits nach kurzer Zeit bei mehreren großen Autohausgruppen im Einsatz. Gordian ist der Netzwerker in beiden Unternehmen und dass er die Liebe zu schnellen, sportlichen und repräsentativen Autos mit der Muttermilch aufsog, ist naheliegend. Vor allem sportliche Neuwagen standen lange auf seiner Favoritenliste. Er fuhr sie alle, die aktuellen, schönen, leistungsstarken Newcomer diverser Hersteller – mit Firmenleasing kein Problem.

Langsam, aber unaufhaltsam kristallisierte sich aus dem bunten, regelmäßig wechselnden Angebot an heißen Karren Gordians favorisierter Hersteller heraus: Porsche. Die Zuffenhausener Sportwagen, die auch bei ihren neuen Modellen mit unvergleichlich klassischen Linien betören, haben ihn in ihren Bann gezogen. Der tägliche Straßenbetrieb war Gordian bald nicht mehr genug: Mit einem 911 G-Modell Cabrio sammelte er inzwischen Erfahrungen auf Rallyestrecken, bis es eines Tages passierte: Der junge Mann entdeckte seine Leidenschaft für klassisches Blech. „Ich hatte plötzlich keine Lust mehr auf neue Autos“, erklärt Gordian seine Initialzündung, „auch im Alltag sollte es nun eine klassische Ikone aus Zuffenhausen sein, denn die sind einfach die Schönsten.“

Die Suche nach einem gesunden Endachtziger Elfer begann, verlief aber alles andere als erfreulich: Was auf dem Markt angeboten wurde, war entweder in keinem guten Zustand mehr oder hoffnungslos überteuert und eignete sich noch nicht mal als Basis für den von Gordian angepeilten Umbau auf Rennsport-Trimm: breiter, schneller, lauter, Käfig – das volle Programm halt. Nach einem Jahr intensiver Suche war es endlich soweit: Kurz vor Weihnachten entdeckte der Porsche-Maniac einen 964 aus Sammlerhand in Detmold. Die Bilder waren vielversprechend, die Beschreibung sagte was von einem Umbau, der aber nicht näher spezifiziert war. Umbau? Wenn der nicht genau beschrieben ist, dann heißt meist nichts Gutes, wusste Gordian aus Erfahrung und machte sich mit seinem Vater und einem mulmigen Gefühl im Magen auf den Weg, das potenzielle Weihnachtsgeschenk zu inspizieren. Wenn zwei versierte Sachverständige ein Auto checken, sollte ja eigentlich nichts schiefgehen …

Ging es auch nicht. Der angebotene 964 erwies sich als gesund, hielt der akribischen Prüfung des mit allen Tricks vertrauten Seniors souverän stand und als auch noch der Preis zur beiderseitigen Zufriedenheit ausgehandelt war, konnte Weihnachten kommen:  Gordian war stolzer Besitzer eines perfekten 89er Carrera 4 in seltenem GT Silber, der professionell rennsporttauglich umgebaut war. Das ist nun ein knappes Jahr her und Gordians Begeisterung ist auch nach ungefähr 8.000 Fahrkilometern ungebrochen. „Das war meine beste Entscheidung in diesem Jahr“, freut sich der 33-jährige Hamburger und kann den Betriebswirt nicht ganz verleugnen, „das Preis-Leistungs-Verhältnis ist einfach super – der umgebaute 964 ist mein absolutes Traumauto.“

Ein Traumauto, das der Jungunternehmer täglich fährt. Größere Dinge sind noch nicht angefallen, der Anlasser war mal fällig, hier und da ein paar Kleinigkeiten. „Peanuts“, meint Gordian, „das kann vorkommen.“ Diese Kleinigkeiten erledigt er dann mit seinem Vater. Für die restlichen Arbeiten geht es in die befreundete Porschewerkstatt 9elf. Die Werkstatt ist die Anlaufstelle seines Vertrauens, denn größere Umbauten macht Gordian nicht selbst. Das liegt nicht daran das er darauf keine Lust hat, aber Schrauben zählt der Hamburger nicht zu seiner Expertise. „Als Unternehmer weiß ich was es heißt anzupacken, aber Schrauben gehört definitiv noch nicht zu meinen Stärken.“ Ansonsten fährt er mit seinem Klassiker zur Arbeit, zum Einkaufen, zum Sport, zu Kunden, zu Freunden … „Ich habe ja nur den“, meint er spitzbübisch, „überall wo ich hinkomme, ist das Feedback durchweg positiv.“ Sogar Urlaubsfahrten sind trotz des sperrigen Überrollbügels und fehlender Rücksitze drin, das Nötigste an Gepäck passt auf jeden Fall rein und auch die Freundin zieht mit, selbst wenn sie nicht ganz so Auto-affin ist wie Gordian.

Ein dicker Ordner vom Vorbesitzer dokumentiert die – natürlich in Gänze eingetragenen – Umbaumaßnahmen: Recaro-Sitze, 18er Fuchs-Felgen, ausgestellte Kotflügel, TechArt-Schalldämpfer, Bilstein B16-Fahrwerk, K-Tronic, K&N Sportluftfilter, Domstrebe und Käfig, Leichtbau-Türverkleidungen, -Teppichboden und -Türgriffe, Alupedale, elektrische Fensterheber, Kunststoffheckscheibe, Carbonteile im Motorraum, Cup Außenspiegel, zusätzlicher Stromkreis, Rennsport-Schwungscheibe und -Bremsscheiben, Sportlager fürs Getriebe, Stahlflex-Bremsschläuche, Lenkradnabenverlängerung und, und, und. „Das war fast alles schon drin“, freut sich der stolze Besitzer, „unterm Strich kommen da Umbaukosten von 20.000 bis 30.000 Euro zusammen. Letztendlich war der Kauf eines fast fertig umgebauten 964 für mich günstiger, als wenn ich alles selber gemacht hätte.“

Ein bisschen was bleibt natürlich auch noch für Gordian zu tun: Den Sound seines auf 298 PS gepushten Boliden hält er für verbesserungswürdig, da lässt sich auf jeden Fall noch was machen. Ein neuer Schaltknauf muss auch sein, ebenso eine fachmännische Politur, die den Elfer zum Strahlen bringt. Letztere ist mittlerweile erfolgt und Gordian ist immer noch hin und weg von der Aufbereitung: Obwohl schon vor Monaten bei „Glanz oder gar Nicht“ erledigt, glänzt und schimmert das rare GT-Silber seines 964 wie frisch vom Band.

Seine Porsche-Begeisterung teilt Gordian mit einer ganzen Menge weiterer Petrolheads bei Instagram und auf seinem Youtube-Kanal. „Ich freue mich sehr, dass ich mein Hobby teilen kann und mir eine kleine Community aufbauen konnte“, meint der Elfer-Fan, der damit recht erfolgreich ist. „Das schönste für mich ist das Feedback der Leute, die meine Videos schauen. Für mich sind gute Laune und Freiheit die wichtigsten Werte die man haben kann und ich hoffe, dass ich dieses Gefühl durch meine Videos verbreiten kann. Gerade in diesem Jahr und mit den Einschränkungen denen wir unterliegen, darf man nicht vergessen wie schön das Leben ist.“

Und sonst? Gordian, der Unermüdliche, hat natürlich noch weitere Eisen im Feuer. Er ist heiß auf Trackdays, ist fünf Mal die Woche beim Crossfit-Training und träumt davon, irgendwann einmal Manager beim HSV zu werden. Aber das liegt erst mal auf Eis, die Porsche Community geht vor …

https://www.youtube.com/channel/UCQGg4CapIYLuO0Vdw2cr4Vg

https://www.instagram.com/gordianmadsen/

Technische Daten Porsche 911 (964)

Baujahr: 1989
Motor: 6-Zylinder Boxer
Hubraum: 3.600 cm3
Leistung: 219 kW/ 298 PS
Drehmoment: 310 Nm/ 4.800/min
Antrieb: Allrad
Getriebe: 5-Gg.-Schaltung
Maße B/L/H: 1.795 / 4.245 / 1.300 mm
Leergewicht: 1.100 kg
Beschleunigung 0-100 km/h: 5,2s
Vmax km/h: 280 
Grundpreis 1989: 69.306 Euro

Text: Marion Kattler-Vetter, Fotos: Mike Walter

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