Leserauto: Dominic Tiroch und sein 1969er Ford Torino Cobra

Der 69er Ford Torino Cobra von Dominic ist nicht nur selten, er ist höchstwahrscheinlich einmalig. Nur vier verließen mit Drag Pack und allen Optionen das Werk, von den anderen drei hat sich jede Spur verloren. Was den Siebenliter V8 Cobra Jet auszeichnet, lässt sich mit einem Wort umschreiben: Supergeileoberhammergranate

Fangen wir mal mit dem Besitzer an und heben uns das Auto noch ein wenig auf.  Dominic, Sohn des international gehypten Airbrushkünstlers, Freigeists und Urgesteins der Hotrodszene Knud Tiroch, bekam die Leidenschaft für Autos und Rennfahren in die Wiege gelegt. Die stand inmitten des Tiroch-eigenen Hangars im Industriegebiet von Baden bei Wien, der zum Wohnen, Malen, Sprühen, Schrauben und Relaxen dient und inzwischen Gesellschaft von vier weiteren Kuppelbauten bekommen hat. Im Hangar ist die Leidenschaft für Lack und Leistung, für Kunst und Rods greifbar. Die alten Karren spürt ein feingesponnenes Netzwerk aus Freunden und Verwandten in den USA auf. Wenn sie nach wochenlangen Recherchen den Besitzer auftreiben, den Zustand des Wagens kennen und einen Preis vereinbart haben, holen Vater und Sohn die Trophäe heim. Denn längst ist Dom der zweite Mann im Tiroch-Imperium, und das nicht nur als Sohn.

Der 35-Jährige ist ein ebensolcher Petrolhead wie sein Vater, genauso kreativ, versiert und begnadet. Er wuchs zwischen Hotrods und Musclecars auf, sein Spielplatz war die Garage vom Papa (Betonung auf dem zweiten a: „BaBaaaa“). Der Kleine verbrachte die Wochenenden auf Autotreffen in ganz Europa und seinen ersten Hotrod fuhr er, als er gerade mal drei war. Dom ist ein Natural Born Hotrodder, er ist in der Werkstatt aufgewachsen, saß nicht im Kindersitz, sondern im Rod und fand früh Gefallen an Karts, Formel-Racing und der NASCAR Eurowheelen. Mit 12 Jahren besuchte er das Racing-College und fuhrt dann Kart-Langstrecken-Rennen. 1999 startete er in den Formel-Rennsport – als jüngster Formel-Fahrer in der Geschichte der österreichischen Formel-Masters. Er gewann die Formel BMW-Meisterschaft und holte sich den zweiten Platz in der Europameisterschaft – ebenfalls als Jüngster!

Heute lebt Dom seine Leidenschaft für Musclecars und japanische Tuning-Monster, für NASCAR-Racing, Drift-Racing und Airbrush Design. Er fährt Stunts und Drifts für Film und Fernsehen, ist Drift-Präzisionsfahrer für DOTZ-Felgen und optimiert in seiner Firma DTR Spezial Racing seine Boliden, die wenig mit den rockigen Hotrods des Vaters zu tun haben. „Dodnköpfe brauch i net“, grinst  der Mann mit dem Hang zum Reduzierten, „i bin mehr technisch angehaucht.“ Jüngster Beweis: Sein 2017er Dodge Challenger im Retro-Outfit ist ein Eyecatcher, der fahrdynamisch einiges zu bieten hat. Ein Gewindefahrwerk hält den Vintage-Racer in der Spur, ein Ducktail-Spoiler und die Mopar-Pack Spoiler-Lippe, Magnaflow Auspuffanlage, ein Airbox-Luftfiltersystem und fette DOTZ Revvo ergeben ein Gesamtpaket, das bei Autofreaks für Schnappatmung sorgt. 2020 ist Dom damit drei Rennen gefahren und war dreimal unter den ersten dreien – Respekt.

Neben Muscles steht Dom auf japanische Supersportler. Sein 1995er Toyota Supra Mk 4 ist spätestens seit „The Fast and the Furious“ berühmt und wurde durch den österreichischen Dom noch ein wenig bekannter. Großer Ansaugstutzen, dreifach verschweißte Aufhängungen, Schläuche mit extra Hitzebeständigkeit, Turbo-Rennkat, gewaltiger Flügel und, und und … münden in 520 PS und 580 Nm. „US-Musclecars und japanische Racer sind zwei verschiedene Welten“, erklärt Dom und kommt gleich auf den Punkt: „Der Torino toppt aber alles.“

Aufmerksam wurde Dom auf den 69er im Netz. Ein österreichischer Fußballtrainer hatte ihn nach Ende seiner Dienstzeit in den USA mit in die Alpenrepublik gebracht und wollte ihn nun loswerden. Die Bilder waren nicht besonders vielversprechend, was Dom reizte, war die Fahrgestellnummer: Laut Marti-Report sollte es nur vier Stück von diesem Modell mit dem 429-Cobrajet-Motor geben. Der Torino war unrestauriert, in grauslichem Mausgrau lackiert, mit allerhand Chrom verziert … „einfach furchtbar“, stöhnt Dom in Erinnerung an das erste Treffen vor drei Jahren. Aber die Motorkompression war ok, die seltene Ram Air Shaker Hood war unversehrt, das seltene Drag Pack, die noch seltenere Hecklouver-Jalousie – alles da.

Dom machte sich behutsam an die Arbeit, machte alles, was nötig war, um so dicht wie möglich am Original zu bleiben. Er überarbeitete den gewaltigen Siebenliter-Motor, die kurze Hinterachse, die manuelle Viergangschaltung, füllerte das angefressene Alublech und duschte die ganze Pracht in Original-Lightgold mit schwarz einlackierten Cobra-Stripes. Die Sitze wurden neu beledert, die Türpappen blieben wie sie waren, der Bigblock erhielt seine Originalfarbe und sämtliche authentischen Sticker zurück. Je tiefer Dom in die Materie eintauchte, desto dankbarer war er dem Erstbesitzer: „Der hat wirklich alles angekreuzt, was an Ausstattung zu haben war“, freut er sich über seinen seltenen Torino Cobra, „so komplett gab es nur vier Stück und von den anderen drei hat man nichts mehr gehört.“ Dass der Erstkäufer offenbar Dragraces mit dem heißen Schlitten fuhr, ist weniger am Zustand, denn am Tacho abzulesen: Mit rund 100.000 Meilen auf der Uhr muss der Mann ganz schön rumgekommen sein. „Das Auto hat gelebt“, meint Dom, „den ganzen Aufwand hab ich nur betrieben, weil er absolut selten ist.“ Und natürlich, weil das Auto der Hammer ist und er alles selber machen kann. Wer einen solchen Boliden in der freundlichen Werkstatt aufarbeiten lässt, braucht nicht nur ein fettes Bankkonto, sondern auch eine Menge Geduld. Nacht- und Wochenendarbeit wie bei Dom ist da eher nicht drin. So what. Einen zweiten wie diesen Torino Cobra wird es ohnehin nicht geben …

Technische Daten

Ford Torino Cobra

Baujahr: 1969
Motor: V8 Cobra Jet
Hubraum: 429 cui/7.033 cm3
Leistung: 272 kW/370 PS
Beschleunigung: 0-100 km/h in 6 s
Vmax: 230 km/h
max. Drehmoment: 468 Nm
Antrieb: Hinterräder
L/B/H: 5.285/2.015/1.320 mm
Getriebe: 4-Gg. manuell
Gewicht: 1.890 kg
Preis: unbezahlbar

Text: Marion Kattler-Vetter, Fotos: Daniel Murgg

 

Diese Beiträge könnten Dir auch gefallen:

Facebook
Twitter
Pinterest
Tumblr