Morgan Plus 8 4.6 – Einer wie keiner

Vor knapp drei Jahren erfüllte sich TRÄUME WAGEN-Leser Markus Kohlmeyer seinen langgehegten Wunsch nach einem Morgan Plus 8 4.5. Dass er damit so was wie die Blaue Mauritius der britischen Roadster an Land gezogen hatte, dämmerte ihm erst später…

Eigentlich war alles klar mit dem Plus 8: nachvollziehbare Historie, zehn Jahre in erster Hand, gerade mal 35.000 Kilometer auf der Uhr, gepflegt und mit durchgestempeltem Scheckheft vom Morgan Importeur in Stuttgart. Markus Kohlmeyer kam, sah und kaufte den schwarzen Roadster, wurde vom Verkäufer zwar noch auf die andersartige Karosserie hingewiesen, maß dem aber keine große Bedeutung bei. Über Winter ließ er sich den Innenraum mit einem Kauffelt Armarturenbrett und anderen Feinheiten nach seinem Geschmack umbauen und genoss ab 2016 das unbeschreibliche Fahrgefühl in dem puristischen Briten.

Nachdem ihn Insider aus der Morgan-Szene immer häufiger auf die Fahrzeugfront und die Kotflügel ansprachen, entschloss sich Markus Kohlmeyer, dem doch mal nachzugehen. Beim Vorbesitzer war nichts in Erfahrung zu bringen, also beschrieb er die Besonderheiten seines Plus 8 auf der Homepage des Morgan Club Deutschland. Die vorderen Kotflügel sind aus einem Stück, nicht einfach nur angesetzt, die Stoßstangenträger kommen direkt aus den Kotflügeln, während normalerweise die vordere Kotflügelkante über den beiden Trägern endet.

Zudem wurden Kühlermaske und Kotflügel nach unten verlängert. Die Reaktionen waren zahlreich, aber nicht weiterführend, bis ihm Frank Schauer vom Morgan Park Hamburg den Tipp gab, doch mal einen Chassis Record über das Morgan Werk zu ordern.

Gesagt, getan. Markus Kohlmeyer nahm Kontakt auf, erfuhr aber nichts Neues. Bis sich Martyn Webb einschaltete, Archivar und Werkführer bei der Morgan Motor Company in Worcester. Der löcherte etliche Ingenieure, die 1997 mit den Plus 8 zu tun hatten und wurde fündig: Während der Entwicklung des Aero 8 wurde eine Handvoll Kotflügel wie die von Kohlmeyers Fahrzeug für einen Racing-Plus 8 verwendet, kam jedoch letztendlich nicht zum Einsatz und wurde anderweitig verbaut. Hergestellt wurden die Teile von einem kleinen Zulieferer namens Dawes, bis man sich für die bis heute gebräuchliche „Superform“ entschied.

Bingo! Der Kohlmeyer´sche Plus 8 ist einer dieser Ringeltauben mit den langen, einteiligen Kotflügeln, nochmals bestätigt von Morgan-Geschäftsführer Steve Morris höchstselbst. Was für eine Story! Der rheinland-pfälzische Morgan-Enthusiast ist tatsächlich im Besitz einer ganz, ganz seltenen Werkskarosserie, wobei es umso erstaunlicher ist, dass der Firmenreport nichts, aber auch gar nichts über die Besonderheit der Chassinummer R11781 aussagt. Markus Kohlmeyer kann das egal sein. Ob die Karosserie nun auf Wunsch des Erstbesitzers so gefertigt wurde, ob es ein Entwicklungsversuch der Morgan Rennabteilung war oder einfach ein neuer Kotflügellieferant nicht richtig Maß genommen hatte – bei einer „Blauen Mauritius“ steht auch nicht gesichert fest, wie es zu dieser Kleinstauflage gekommen ist. Die Freude daran wird dadurch nicht geschmälert – ganz im Gegenteil.

Fotos: Markus Kohlmeyer