Lincoln Premiere 1957

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Gleiches Jahr, auch ein Auto, ebenfalls vier Räder. Aber das war‘s dann auch schon mit den Gemeinsamkeiten eines Lincoln Premiere und solchen deutschen Automobilen. Was dem deutschen Nachkriegsarbeitnehmer mit Henkelmann und Thermoskanne hier neben sein oft noch zweitakt- oder heckboxerbefeuertes Fortbewegungsmittel gestellt wurde, war mehr als nur eine Provokation. Mit einer Grundfläche von zwölf Quadratmetern bot der Lincoln Premiere mehr farbenfrohen Raum als manch graues Büro, und viele überdachte Zündkerzen der Wirtschaftswundergeneration passten bequem in den 1,85 Meter langen und 1,62 Meter breiten Kofferraum. 5.000 US-Dollar waren fern jeder Bezahlbarkeit für den grauen Durchschnittsbürger, und trotzdem war der Schlitten so real wie das Dekolleté von Doris Day oder die eskalierende Republikflucht aus der noch jungen DDR. In diesem Ding musste der Fahrer eigentlich nichts mehr selbst machen. Es wird gern ein amerikanischer Autoverkäufer dieser Zeit zitiert: „Die einzige Anstrengung bei diesem Wagen ist Ihre Unterschrift auf dem Zahlungsscheck, alles andere tut dann das Auto für Sie…“ Stimmt. Mehr als 20 Elektromotoren kümmerten sich emsig um das servounterstützte Wohl der Insassen.

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Gekauft wie gesehen Katalog und Wirklichkeit

Während in Deutschland also die Karl-Heinze ihre Scheibenwaschanlagen feierten, saß Joe in seinem Lincoln und verstellte die vordere Sitzbank elektrisch in sechs verschiedene Richtungen. Er hatte von seinem kommoden Fauteuil aus elektrischen Zugriff auf alle vorhandenen Seitenfenster. Zusätzlich übernahm die Klimaanlage mit Umluftzirkulation und Defroster die Sicherstellung des Feelgoodklimas. Das Radio ließ die Motorantenne automatisch in den Himmel wachsen, der Raumklang konnte von hinten nach vorn gedreht werden und mit einem Fußschalter ließen sich die Sender durchschalten, ohne das Lenkrad loslassen zu müssen. Die Türen schmatzten über eine Zentralverriegelung auf und zu, das Fernlicht blendete sich bei Gegenverkehr automatisch ab (und anschließend wieder auf) und sowohl die elektrische Zeituhr als auch alles andere im Cockpit war angenehm warm beleuchtet. Sogar der Aschenbecher.

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