Martin Thies: 1965 Plymouth Belvedere

1965 Plymouth Belvedere

Schon als Führerscheinneuling träumte ich von dicken Amis. Aber das Geld war knapp, die Eltern predigten Vernunft, also musste ich erst 31 Jahre alt werden, um dem unterdrückten Trieb endlich nachzugeben. Dann kam ein 51er Chevy Pick-up auf den Hof, Ladefläche aus Glas, Neonbeleuchtung am Unterboden, Lenkrad und Felgen aus Alu – ich geb zu, ich hatte einiges nachzuholen. Als sich Familienzuwachs ankündigte, wurde ich “vernünftig” und holte eine 1968er Superbee aus Holland, die  Eintrittskarte in die MOPAR-Szene. Meine Freunde wollten plötzlich auch alle Amis fahren, also importierte ich auf eigene Kappe mehr und mehr Klassiker, inzwischen auch aus den USA, lagerte sie zwischen oder bereitete sie zum Verkauf vor. Irgendwann stand ich vor dem Belvedere, der Lack war in großen Flächen bis auf die Grundierung runtergebrannt, aber der Besitzer, ein bärtiger US-Veteran, erklärte, dass das durchaus gewollt sei. Unter dem originalen Lack steckte nämlich eine nagelneue, makellose Inneneinrichtung und ein komplett überholter Siebenliter-“Wedge”-V8. Woah! Inzwischen schätze ich ja eher die Originalität und die Seltenheit eines Modells, deshalb hab ich bis heute erst einen einzigen Mustang besessen. Ich mag die Ponys, es sind gute Autos – aber es fahren wirklich vergleichsweise viele davon rum. Den Belvedere musste ich einfach haben. Und jetzt fahr ich ihn erstmal, ehe ich ihn vielleicht verkaufe. Mehr als 400 Wildpferde sind schon ein starkes Argument …