Mit Herz und Hand: Graveur Carsten Estermann


Mit Herz und Hand: Graveur Carsten Estermann

Carsten Estermann graviert Autos, Motorräder und andere Dinge des täglichen Lebens. Eine ruhige Hand und die Leidenschaft für Customs und Classics sind für den gelernten Zahntechniker ein Must

 

Die Techniken und Werkzeuge beherrscht er im Schlaf, seine Arbeiten sind so filigran wie vom Goldschmied. Der Hang zur Schildermalerei, zu Tattoos, Hot Rods und Classic-Bikes ist bei Carstens Motiven nicht zu übersehen. Klare Linien, die besondere Farbgebung und handwerkliche Perfektion – die Objekte des Kölner Künstlers erzählen ihre ganz eigene Geschichte. Schon lange arbeitet Carsten nicht mehr als Zahntechniker. Sein Werkzeug hat sich aber nicht verändert: Das Gerät, mit dem er seine unverwechselbaren Gravuren entstehen lässt, benutzte er bereits in seinem alten Beruf. Wenn auch für Gebisse …

Sein erster Auftrag war ein 1972er Käfer. „Ich war sehr aufgeregt“, erinnert sich Carsten an die aus einer Laune geborene Challenge vor sechs Jahren, „schließlich war es das Liebhaberstück meines Kumpels.“ Ergebnis war ein mexikanischer Zuckerschädel auf dem Heck, den Estermann immer noch stolz auf seiner Visitenkarte trägt. Es folgte die Arbeit am Chopper Projekt von Uwe Ehinger, der sich einen in reiner Handarbeit gravierten Knucklehead Motor für seine Harley wünschte. Nach 75 Stunden und 172 Sternen war das Werk vollbracht. Ein ehemals mausgrauer Chevy Stylemaster Fleetline erstrahlt in neuem Lack und mittels Carstens Kunst zu neuem, spektakulären Leben. Hin und wieder begegnet der Meister seinem Frühwerk auf Shows und Messen – jedesmal ein Grund zur Freude.

Als beharrlicher Autodidakt hat sich Carsten schon früh intensiv mit Kunst beschäftigt und seine technischen und handwerklichen Fähigkeiten vertieft. Mit den verquasten Schnörkeln und psychedelischen Muster der Sixties haben Carstens cleane Gravuren nichts gemeinsam, er hat seinen unverkennbar eigenen Stil entwickelt. Die Patina von altem Metall, die Haptik verwitterten Holzes als Untergrund inspirieren ihn, alltägliche Gegenstände wieder aufleben zu lassen. So werden antike Werkzeuge, Holzobjekte oder eben eine alte VW Haube veredelt. Mittlerweile ist Carsten häufiger Gast bei Szenetreffen, graviert vor Ort Lowrider, Hot Rods, Custom Cars und Custom Bikes, auch mal Messer und kleine „to-go“-Artikel. Je nach Größe sind die Unikate durchaus erschwinglich, jeder Preis wird verhandelt, jedes fertige Stück ist ein one-off.

Nach dem ausführlichen Gespräch mit dem Kunden entwirft der Künstler das Motiv, überträgt es auf das Objekt und legt los: Frei Hand graviert er mit einem Motorhandstück das Werkstück mit feinem Bohrer und angepasster Drehzahl. Theoretisch kann er überall arbeiten, fast jedes Material gravieren und macht auch vor Spiegeln, Flaschen und Ledersätteln nicht Halt. Im Grunde ist es wie im Tattoo-Studio, da werden auch alle Besucher verarztet, die endlich mal etwas Tinte unter ihrer Haut haben wollen. Aber das ist wohl das Einzige, was der Kölner nicht anfasst: Haut ist tabu. Es gibt ja genügend anderes zum Austoben …

hand-engraved.de