12 Feb Olds und unvergänglich
Das riesige, metallische Ding, was ihn da so träge und mit schmollend gefletschtem Haifischmaul anglotzte, war ein Ninety Eight von 1956. Die Marke an sich ist aber viel älter: Die General-Motors-Tochter Oldsmobile war eines der Pionierunternehmen der amerikanischen Automobilgeschichte. Ransom Eli Olds experimentierte schon 1897 als knapp 35-jähriger Visionär mit Elektro- und Dampfantrieben herum, bis er 1901 einen zweisitzigen Roadster mit wassergekühltem Einzylindermotor und immerhin fünf PS vorstellte. Ohne zu ahnen, was er da lostreten würde, griff er für dieses Fahrzeug auf eine völlig neue Art der Fertigung zurück: Die Fahrgestelle wurden auf Rollbrettern in einer langen Reihe durch die Halle geschoben und aus daneben stehenden Kisten bestückt. In ihnen befanden sich Teile von Zulieferern, weil durch einen Brand viele Bauteile für den Roadster nicht in Eigenregie hergestellt werden konnten.
Bis 1907 entstanden so im weltweit ersten Zuliefererhandel auf einem Fließband ohne Fließband mehr als 18.000 Fahrzeuge. 1908 kaufte der Unternehmer William C. Durant die Oldsmobile-Werke, gliederte sie in seine neu gegründete Firma „General Motors“ ein und trieb die frischen Ideen voran. In den 20ern führte Oldsmobile als erster Hersteller verchromte Zierleisten statt der Nickelplatten ein. 1939 präsentierte man die legendäre Oldsmobile „Hydramatic“, das weltweit erste vollautomatische Getriebe. Es wurde trotz seiner Anfälligkeit von den schaltfaulen Amis fast so sehr geliebt wie die eigene Flagge. Im selben Jahr entstand ein einheitliches Nummernsystem für die Typenbezeichnungen der motorisierten Lifestyle-Schlachtschiffe. 60, 70, 80 und 90 stand jeweils für die Größe der Autos, ab 1942 kam mit einer zweiten Ziffer noch die Zylinderzahl dazu.
So war der Oldsmobile Sixty Six quasi das Einstiegsmodell mit Reihensechszylinder, der Ninety Eight das entsprechend teuerste Spitzenmodell mit V8. Nach den Wirren des Zweiten Weltkriegs präsentierte Oldsmobile 1949 mit frischem Mut den ersten hoch verdichteten OHV-Nachkriegs-V8 und begründete die erfolgreiche „Rocket“-Serie. Das zündete. Ab 1951 bot man den leistungshungrigen Amerikanern dann gar keinen Sechszylinder mehr an, und es überlebten die großen Modelle 88 und 98, diese dafür aber auch bis in die späten 90er Jahre hinein.