Der Outlaw aus Hessen: Florian Dietrich und die 911 Garage

Wer die Rodgau Monotones und das Frankfurter Fronttheater kennt und zudem weiß, was ein Bembel ist, ahnt: Die Hessen sind eine Klasse für sich. Sie reesche sisch üwwer alles ferschterlisch uff, begrüßen sich mit „Ei Gude wie“ und pflegen auch sonst ihre ganz eigene Hessenkultur. Wie Florian Diettrich, Gründer und kreativer Kopf von Spadescustomz und Fan des individuellen Porsche-Kults

Der leidenschaftliche Schrauber lebt für Outlaws, liebt den Nonkonformismus und fährt einen 79er 911 SC 3.0. Einen mit Charakter, Kanten, Style und Klasse. Einen, der einzigartig ist, nicht glattgebügelt, mit natürlicher Patina, gepflegten Gebrauchsspuren und astreiner Technik. Der Blau-Gelbe fällt auf, genau wie sein Besitzer, der auch nicht gerade in die Schublade distinguierter Porsche-Fahrer passt. Eher in die Outlaw-Fraktion eines Magnus Walker, der mit seiner prallvollen Porsche-Garage in L. A. und dem bewussten Anderssein der Szene ordentlich Schub verleiht und natürlich auch in Frankfurt angekommen ist.

Wie für den britischen Porsche-Guru ist auch für Florian Selbermachen ein Muss. Daraus hat er ein Geschäft gemacht, unter dem Label Spadescustomz fertigt und vertreibt er selbst kreierte Teile, die den Elfern der Jahrgänge 1964 bis 1989 stehen. „Schon sehr lange trieben mich Ideen, Teile selber zu fertigen, da alles bis dahin am Markt schon bekannt und durchgekaut war, egal ob aus den USA oder in der EU“, erklärt Florian seine Firmenphilosophie, „zudem gab es keine Möglichkeit, das Angebotene groß zu verändern oder direkt im Fertigungsprozess anzupassen. Und ständig was Halbgares zu basteln, war nicht zielführend.“ Die Elfer-Community teilt Florians Style, sein cooler Pik-Grill – das Pik-Symbol ist in der Custom- und Hotrod-Szene etabliert und steht für Rock’n´Roll, Freiheit, Anderssein usw. – schlug ein wie eine Bombe. Das hochwertige Alu-Teil ist alles andere als einfach herzustellen, da steckt viel Zeit, Arbeit, Knowhow und Feeling für Feintuning drin. Inzwischen gibt’s auch robuste Pedalbretter, customizte Teile nach Wunschdesign, handgedrechselte Schaltknäufe und was das Outlaw-Herz sonst so begehrt.

Florians Elfer ist so was wie sein rollendes Marketing. Als er ihn vor sieben Jahren auf Ebay schoss, war er zwar drauf gefasst, nicht gerade eine Perle ergattert zu haben, verzweifelte aber angesichts der sich massenhaft auftuenden Baustellen mehr und mehr. Der 79er war verbraucht, Technik mau, Interieur verschlissen, Motor verölt. Um ihn über den TÜV zu bringen, investierte Florian viel Fleiß und Schweiß, zerlegte ihn trotz erhaltener Plakette aber anschließend mehr oder weniger nochmal komplett. Wie gesagt: Halbgares ist nichts für den Frankfurter Rauschebart. „Über die letzten sechs Jahre haben wir beide einen Reifeprozess durchgemacht“, grinst er stolz,  „heute habe ich meinen Stil gefunden.“ Kann man so sagen:  Tiefergelegt, schwarze Fuchs-Felgen, Frontlippe,  Entenbürzel, 78er Momo Prototipo S, SSI-Abgasanlage, Überrollbügel, Domstrebe, Leichtbauteppich, Carrera-Ölkühler … und vor allem der für Florian typische Look in Blau und Gelb.

Bereut hat er nichts, im Gegenteil: Er rät jedem, der einen Elfer will, ihn lieber heute als morgen zu kaufen und herzurichten. Dabei steht er gerne mit Rat, Tat und einer Menge Knowhow zur Verfügung, im übrigen gibt’s einschlägige Foren, Treffen und gewiefte Ansprechpartner, die sich zum Beispiel in Florians virtuellem Elfer-Club tummeln. „Ich wünsche und gönne es jedem, dass er das Erlebnis Porsche im wahrsten Sinne erfährt“, meint Florian und fasst seine Hingabe mit den Worten von Ober-Outlaw Magnus Walker zusammen: „Das Größte am Porsche-Fahren ist das Gefühl von Freiheit und ein bisschen Chaos.“ Es gibt Momente, da reicht Hessen bis nach L. A. …

www.elfertreff.de
https://www.instagram.com/911garage_germany
http://www.spadescustomz.shop

Text: Marion Kattler-Vetter, Fotos: Mark Reinert

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