Rüdiger Timm: 1973er Chevrolet Caprice Estate

Rüdiger Timm: 1973er Chevrolet Caprice Estate

Warum ich mich mit einem 2,3-Tonnen-Schiff und einer Grundfläche von mehr als zwölf Quadratmetern in den Straßenverkehr wage – in einem Land, in dem ein durchschnittlicher Kleinwagen hinten quer reinpassen würde? Ganz einfach: Weil ich nicht gern das besitze, was woanders quer reinpasst. Und weil ich mich mit einem durchschnittlichen Kleinwagen nicht abgeben will. So ein Dino passt mir da gut rein. Der Estate kam 2014 von San Francisco zu einem Händler nach Holland und lief mir mehr zufällig über den Weg. Er hatte schon ein paar Reparaturen bekommen, der verwitterte Lack war aufpoliert und mit Klarlack überzogen. An unserem Hochzeitstag im Oktober 2014 kauften meine Frau und ich den Chevy und fuhren ihn auf eigener Achse aus Holland nach Hause. 400 cui, 150 PS, knapp 6 m lang. Hammer! Über den Winter baute ich alles für den TÜV Nötige um, damit hatte ich schon Erfahrungen bei meinem zweiten Wagen, einem Ford F-100 XLT Ranger, gesammelt. Der Riese rollt problemlos. Keine zickenden Steuergeräte, keine maroden Schaltkreise, keine lügenden Luftmengenmesser. So was hat der alles nicht. Auf allen Oldtimertreffen ist der Estate ein Star. Gar nicht mal wegen seines guten Zustands, sondern wegen seiner schieren Größe und seiner Seltenheit. In der Masse der Mustangs fällt das kantige Butter-und-Brot-Gesicht der amerikanischen Mittelklasse halt extrem auf. Gut so.