Second Life – Von der Müllhalde zum Showcar

Das hab ich mir verdient.
Feierabendcruising mit fantastischem Ausblick

Er startete mit dem Seitenblech im Motorraum, wo die Batterie saß. Das ist eine bekannte Schwachstelle, die meistens verrostet ist. Sie wurde ausgetauscht. Hinzu kamen die hinteren äußeren Radläufe, die gewechselt werden mussten. Geissler hatte bisher wenig Erfahrung mit Schweißarbeiten und konntediese Kunst nun ausgiebig üben. Auch die hinteren Seitenbleche und das Heckabschlussblech mussten dran glauben. Dabei stellte er fest, dass vor ihm schon mal jemand versucht hatte, das Blech wieder in seine ursprüngliche Form zu bringen: Seitenschaden.
Tatsächlich wurde überall schon mal was „gefixt“, wie die Amerikaner gerne sagen. Weil der Umbauaufwand doch erheblich wurde, änderte Alexander seine anfänglichen Pläne: „Machʼs einmal richtig und du hast Ruhe für die nächsten Jahre.“

AM-Radio, schön verpackt, aber die Musik spielt weiter vorne im Auto

Im August 2007 wurde der Wagen zum Lackierer nach El Paso in Texas gefahren, nachdem alle Vorarbeiten abgeschlossen waren. Als Farbe sollte es etwas anderes als das übliche „Candy Apple Red“ werden: Seine Frau entschied sich für „Tangerine Candy“ von House of Kolor.„Der Anblick nach der Lackierung war einfach unglaublich,“ erinnert sich Geissler. Pech: Der Wagen konnte noch keinen Meter auf heimischen Boden bewegt werden, da wurde Geissler nach Deutschland zurückbeordert. Frist: sechs Monate.
Dieser Umstand motivierte ihn dreifach, den Zusammenbau zu beschleunigen. Er wollte das Auto unbedingt noch auf der alljährlichen Mustang Car Show des Alamogordo Mustang Clubs zeigen.
Was in den nächsten Wochen in seiner Garage abging, war vergleichbar mit der TV-Show „Overhaulin‘“ mit Chip Foose. Der einzige Unterschied bestand lediglich darin, dass ihm keine dreißig-Mann-starke Profitruppe mit dem entsprechenden Equipment zur Verfügung stand. Aber sonst…
Nach vielen langen Nächten und mit Hilfe guter Freunde schaffte es Geissler, den Mustang zu 95 Prozent fertig zu stellen. Nicht ohne kleines Desaster: Durch eine Unachtsamkeit kollabierte der elektronische Zündverteiler. Also musste der originale Zündverteiler in Windeseile einsatzfähig gemacht werden. Schnell einbauen, Zündung und Vergaser einstellen.. Die Nerven lagen blank. Apropos blank: Geissler räumte mit seinem Schmuckstück zwei Pokale und jede Menge Anerkennung ab, auch von alten Profis.
Tatsächlich genoss er mit dem Auto eine Menge Ausfahrten hier in good old Germany. Da er aber in einer reiselustigen Firma arbeitet, ist er inzwischen zurück in New Mexiko, Alamogordo. Dort darf der Mustang jetzt mit seinen Pneus Mutterboden umgraben…

TECHNISCHE DATEN

Ford Mustang Mach 1
Motor:  Windsor 351
Hubraum: 5.766 cm3
Leistung: 220 kW/ 300 PS
Drehmoment: 450 Nm bei 3.138/min
Antrieb: Hinterachse
Länge/Breite/Höhe: 4.760 mm / 1.829 mm / 1.278 mm
Gewicht: 1.476 kg
0-100 km/h: 8,4 s
Top-Speed: 200 km/h mit Luft nach oben
Preis / Wert: 3.122 US$ / heute ca. 45.000,- Euro

Text und Fotos: Carsten Graef