Z – wie zeitlos: Mike Helmrich und sein Datsun 260 Z


Z – wie zeitlos: Mike Helmrich und sein Datsun 260 Z

Lange Haube, kurzes Heck und sechs Zylinder in Reihe: Der rassige Datsun 260Z hat gute Gene und ist der ganze Stolz von Mike Helmrich

 

Ein Datsun Z macht sich hierzulande rar. Der Ende 1969 präsentierte zweisitzige Sportwagen lief in Japan als Fairlady, im Export als Datsun 240Z: Auftakt einer kultigen Baureihe, die bis heute fasziniert. Für das Design sorgte Albrecht Graf Goertz, der schon den BMW 507 in Metall gegossen hatte und mit dem Silvia Coupé eine Steilvorlage für den neuen Datsun ablieferte. Macholike sollte der Neue daherkommen, doch es wurde eine höchst attraktive Lady. Ein bisschen E-Typ, ein bisschen Pininfarina, ein bisschen Sugar Scoop: die Z-Reihe ersetzte den Datsun Fairlady und wurde ihrerseits später vom 280ZX abgelöst. Auf dem japanischen Heimatmarkt und bei seinen Fans blieb es bei der vom Vorgänger übernommenen Bezeichnung: Fairlady. Auf den 240Z folgte der 260Z, später der 280Z – unschwer zu erkennen, dass damit jeweils das Volumen des Reihensechsers gemeint ist.

Als Mike den verblühten 260Z im November 2015 entdeckte, schlug er sofort zu. Dass er sich damit zwei Jahre Arbeit einhandelte, war ihm da noch nicht klar. Die erste Durchsicht ergab: Der 260Z war kein Unfaller, der Rost hatte ihm trotz des werksseitig dürftigen Korrosionsschutzes nichts anhaben können, und alles andere war Mike ohnehin egal. Es wurde eine Komplettrestauration, jede Schraube wurde angefasst, jedes Bauteil überholt oder erneuert – die Lady musste einen Striptease bis auf die Rohkarosse hinlegen und wurde mit Liebe neu aufgebaut. Auch der robuste Sechszylinder mit der Bosch L-Jetronic-Einspritzung bekam ein Lifting, ebenso das Getriebe, das traditionell bei allen Datsun Z für Ärger sorgte: Zwar lässt es sich knackig schalten, jedoch nervt es mit hohen Laufgeräuschen selbst bei intakten Schaltboxen.

Der Lady ist die Frame-off Wellnesskur gut bekommen. Die gut 4 Meter Länge stecken fast zur Hälfte in der Motorhaube. Darunter der 2,6-Liter mit 170 PS und Leichtmetallzylinderkopf. Dahinter duckt sich die Fahrerkanzel nur 1,28 Meter über den Boden, dann kommt ein knappes Heck. Ausreichend für zwei Personen, mehr nicht. Unter der langen Haube schnattern die Ventile. Der Sechszylinder bollert, der Auspuff wummert, die Scheiben sind unten, der Wind drückt in die Kabine und der 260Z schiebt sich lässig durchs schleswig-holsteinische Hinterland. Ein echtes Kind der 70er: ehrlich. direkt, laut und knackig. Und bretthart. Mike hat damit kein Problem, das geschüsselte Lenkrad liegt gut in der Hand, der kleine Schaltknüppel filigran unter den Fingern. Ein kurzer Gasstoß und der Sechsender dreht souverän hoch, die Nadel des Drehzahlmessers zittert nach oben – richtig rallyemäßig verpackt in tiefliegenden Rundinstrumente. Mit ein bisschen Zwischengas flutschen die Gänge leicht durch die Fünfgangbox, das knüppelharte Fahrwerk mit Einzelradaufhängung schlägt gnadenlost ins Kreuz. Hammer!

Nach einer Neulackierung in jungfräulichem Weiß erstrahlt die Nipponlady nun im neuen Glanz, der komplett überholte Innenraum tut ein Übriges, die Köpfe zu verdrehen. Mike ist gern gesehener Gast bei so ziemlich allen Klassik-Events im Norden, nimmt selbstverständlich beim Hamburg Moto Revival genauso teil wie bei der Classic-Rallye um den TRÄUME WAGEN Cup. „Der ist jetzt besser als neu“, streicht Mike liebevoll über das Coupé, das übrigens ein echter Zweisitzer ohne Notsitze ist. Die zeitlose Mittverzigerin versprüht ihren Sexappeal wie in alten Zeiten und haut ihren Verehrern die vergleichsweise moderate Leistung dermaßen um die Ohren, dass einem schwindelig werden kann. Wer zu schnell in die Kurven sticht, bekommt postwendend die Quittung: Das Heck schwenkt schneller um die Ecke, als assistenzverwöhnten Fahrern lieb ist. Mike nimmt´s gelassen, er kennt die Zicken seiner Lady, schließlich ist er regelmäßig bei Motorsportevents zu Gange. Und auch wenn er den 260Z voll im Griff hat, genießt er doch den Cruise-Modus. Der tolle Sound bei geöffnetem Fenster, das kehlige Fauchen beim Aufdrehen – einfach unvergleichlich. Da haben sich die 3.000 Arbeitsstunden doch gelohnt.

Baujahr: 1974
Motor: 2.565 ccm Sechszylinder
Leistung: 125 kW (170PS)
Max. Drehmoment: 213 Nm bei 4.400/min
Getriebe: Fünfgang-Handschalter
Antrieb: Hinterräder
Länge/Breite/Höhe: 4.140/1.626/1.283 mm
Gewicht: 1.030 kg
Beschleunigung 0-100 km/h: 7 s
Top-Speed: 204 km/h
Preis/Wert: unbezahlbar

 

Autor: Marion Kattler-Vetter / Fotograf: Christoph Börries