Burning Fire Bandit

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Die zweite Generation ab 1970 bekam ein italienisch angelehntes, etwas schlankeres Design verpasst und wurde von den Kunden mit dramatischen Verkaufseinbrüchen abgestraft. Doch statt das Modell einzustellen änderten die Designer den Innenraum grundlegend, strafften die Frontpartie und griffen auf die Standardmotoren von Buick, Chevrolet, Oldsmobile und Pontiac zurück. Die Muscle Car-Ära schien zwar zu Ende, die Käufer mochten aber diese Veränderungen und die Agilität des Autos.

1977 etablierte sich der Trans Am auch in den Köpfen deutscher Fans, als Schnauzbart Burt Reynolds in der völlig überrissenen Highway-Komödie „Ein ausgekochtes Schlitzohr“ (im Original „Smokey and the Bandit“) mit seinem schwarzen Pontiac die Aufmerksamkeit der State Police mehr oder weniger erfolgreich von einem Truck mit illegaler Ladung abzulenken versucht. Natürlich gab es anschließend auch einen Pontiac Firebird Trans Am „Bandit“-Edition, schwarz mit goldenen Streifen und dem legendären Feuervogel in Gold auf der Motorhaube.

Das Tier wird übrigens auch als „Screaming Chicken“ bezeichnet, als habe sich das Huhn verbrannt. Etwas respektvoller bezeichnen die Fans diese Grafik, die jeden verfügbaren Quadratzentimeter der mächtigen Motorhaube auszufüllen versucht, auch als „Hood Bird“ oder „Laughing Phoenix“. Die Ursprünge der Federvieh-Klebefolie gehen auf das turbinengetriebene Concept-Car „Firebird III“ von 1959 zurück, die Aufkleber sagen ziemlich deutlich: Meine Eltern müssen das nicht mögen, das ist mir total egal.

Als 1979 die Nase des Feuervogels erneut geändert und die vier eckigen Scheinwerfer wie in einem Regal jeder sein eigenes Fach bekamen, schien man erstaunlicherweise erneut den Zeitgeist getroffen zu haben – mit mehr als 210.000 gebauten Fahrzeugen wurde der Firebird das erfolgreichste Modell der gesamten Baureihe. Und feierte gleichzeitig das zehnjährige Bestehen des Topmodells Trans Am, natürlich auch mit einer silbernen Sonderedition mit auf 7.500 limitierte Exemplaren. Das gute Handling und der agile Auftritt mit 8 Zoll tiefen Felgen und Scheibenbremsen rundum ließen den Sunnyboy die erste große Ölkrise der 70er überleben, in den gut zehn Jahren Bauzeit der zweiten Generation verkauften sich mehr als eine Million Exemplare.

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Und so findet Albert einen 1979er „Trans Am 10th Anniversary Edition“ in Lancaster, nördlich von L. A. Innen und außen ist der Wagen schwarz, was nicht ganz original, aber sehr geil ist, mit den bei dieser Edition serienmäßig verspiegelten Fisher-T-Tops (herausnehmbare Dachhälften wie beim Porsche Targa). Und sogar den originalen „Boyd Coddington“ Rädern, die unter Sammlern allein schon in Gold aufgewogen werden.
Das in dieser eigentlich silbernen Edition übliche „Screaming Chicken“ auf der Haube ist dem bösen neuen Lack zum Opfer gefallen. Kurz bevor ihm ein anderer mit genug Bargeld den flügge gewordenen Pontiac streitig macht, sichert er sich den gefiederten Ami. Den Genuss der ersten Probefahrt dehnt Albert ein bisschen weiter aus als üblich, die Bakersfield-Verbindung führt von Palmdale nach Vegas… Die originalen 225/70 R15 Pneus wollen warm bleiben, und noch am selben Abend steht Cruisen über den Vegas-Strip auf dem Programm, mit offenen Dachhälften natürlich. Knapp eine Woche später ist er erst wieder in L. A. – er hat das Auto zwischendurch so gut wie nicht verlassen.

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Der Blick eines Mannes, der beruflich im Kundenauftrag für den guten Zustand seiner Autos Sorge trägt, ist ein anderer (ein viel genauerer) als der des begeisterten Privatmannes. Peter Albert hat auf Anhieb erkannt, dass der Trans Am tatsächlich aufgrund seiner Herkunft von Arizona über Kalifornien komplett rostfrei ist. Und weil die automobile Trefferquote auf prominente Vorbesitzer in der Gegend recht sicher ist, kommt auch dieser Pontiac aus gutem Hause: Er wurde von dem Bruder eines Mitglieds der Rockband „Great White“ gefahren. Der das rebellische und manchmal auch zerstörerische Image des Rock allerdings nicht auf sein Auto übertragen hat – der dicke und durstige Feuervogel präsentiert sich auch beim zweiten Hinsehen in einem außerordentlich guten Zustand.

Das eigentlich in gebürstetem Alu daherkommende Cockpit wurde irgendwann mal gegen eins in „Charcoal Wood“ getauscht. Die Originalteile liegen noch in Alberts Garage, er findet die Holzoptik besser. Im Laufe der angerittenen Meilen wurde lediglich vorsorglich einmal der Motor abgedichtet, und auch die Bremsen waren mal dran. Das war‘s.