Göttlichens hoch und tief


Broooommmmm. Auch in Bewegung sind die vielen Details noch immer futuristisch, der Motor klingt unaufdringlich kehlig.

Andererseits ist der Wagen neben diesem speziellen Komfort denkbar einfach und wartungsfreundlich aufgebaut. Ein Reifenwechsel lässt sich ohne Wagenheber, nur mit einem Unterstellbock und dem mitgelieferten Bordwerkzeug, durchführen. Die Hydropneumatik zieht das malade Rad dann schon hoch. In den ersten Modellen war das sogar nur mit einer einzigen Mittelmutter befestigt, den 80 Zentimeter langen Schraubenschlüssel konnte man auch zum Ankurbeln des Motors bei leerer Batterie verwenden. Dazu ließ sich am Armaturenbrett der Zündzeitpunkt verstellen…
Die avantgardistische Karosserie wurde mit einem massiven Plattformrahmen verschweißt, ähnlich dem Trabant oder dem Rover P6. Ihre guten aerodynamischen Eigenschaften ermöglichten trotz der kleinen Motörchen rasante Höchstgeschwindigkeiten und gute Verbrauchswerte. Alle Anbauteile wie das Dach aus Kunststoff, die Motorhaube aus Aluminium, die Türen und Kotflügel und die Stoßstangen und Zierleisten aus rostfreiem Stahl ließen sich mit wenigen Handgriffen abschrauben. Hat man also nach dem Genuss von Wein und Galettes bei Jérôme auf dem Rückweg zu Joséphine ein Straßenschild oder den Traktor von Gérard touchiert, ließ sich ein verbeulter hinterer Kotflügel nach dem Lösen von nur einer einzigen Mutter nach hinten herausziehen und wieder einigermaßen gerade treten. Prost.

Ausnahmsweise mal völlig nüchtern und auch ohne vergorenen Traubensaft im Kofferraum geht die Reise heute durch Hamburgs Osten, durch Gewerbegebiete und über Bundesstraßen zwischen Stapelfeld und Ahrensburg. Der seltsame Schalthebel oben auf der Lenksäule ist dabei fast so intuitiv zu benutzen wie ein iPhone bei Erstkontakt. Einzige Information, die mitgegeben wurde: „Beim Schalten Gas wegnehmen.“ Das klappt auch ganz gut, die vier Gänge lassen sich einfach einlegen, Kuppeln entfällt. Lustig.
Die Fernscheinwerfer lenken mit der Front in die Kurven und die Heizung vertreibt die norddeutsche Frühjahrskälte aus dem nach Leder duftenden Inneren des „Pallas“. Und schon nach wenigen Kilometern ist der Näherungsprozess an eine Ampel und das anschließende wieder Wegkommen einigermaßen stilvoll absolviert. Die ebenfalls hydraulische, lastabhängige Zweikreisbremse wird über einen kleinen gummibewehrten Knopf im Fußraum angesteuert – ein freudiges Fest für Nonkonformisten, an das man sich aber erst einmal ein wenig gewöhnen muss. Bis dahin ist man beeindruckt, wie tief der Wagen über die innenliegenden Scheibenbremsen überraschend nach vorn eintauchen kann, ohne sich unter die Grasnabe zu buddeln.