Lady sings the blues

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Was also tun, außer vor Aufregung nicht schlafen? Den Verkäufer namens Grayson anrufen. Über das Auto quatschen. Noch mehr Details erfragen. Das Kopfschütteln der Familie ignorieren. Sich auf einen Preis einigen, bei dem der gutmütige Banker mitspielt, und der Verkäufer auch. Sorry, Paypal habe ich nicht, Mr. Grayson… Also zurrten wir den Deal bei 32.500 Dollar fest und ich überwies mal eben den Zaster auf das angegebene Konto. Vertrauen ist gut, Corniche ist besser, und Liebe macht blind.
Mut machte mir allerdings, dass der Ami bei dem Deal mehr Angst hatte als ich. Einen guten Spediteur kannte ich durch meinen Job, es konnte also nicht mehr viel schief gehen. Ich wartete und wartete. Und wartete. Und wartete. Nach nur drei Monaten – ich hatte inzwischen eine Bombenbewertung bei ebay erhalten – stand ein Blechhaufen in Bremerhaven tatsächlich zur Abholung bereit. Eine Corniche? Gesund? Komplett? Konnte mir niemand sagen. Immerhin ein Auto. Tatsächlich war ich nach der Abholung endlich Corniche-Eigentümer. Wenn auch nicht alle Aussagen des US-Verkäufers zutrafen: Entgegen seiner Angabe war der Wagen nicht immer weiß gewesen mit schwarzem Leder und Verdeck. Ursprünglich war mein Auto dunkel-olivmetallic mit grünem Leder und Verdeck. Wie geil ist das denn? Ich hatte mir über Heaven´s Gate Garage in Brest die Built Sheets der Lady besorgt und so diverse Details erfahren. Mr. Grayson war leider nicht so gut informiert, hatte aber das Selbstbewusstsein, einfach ein paar Behauptungen aufzustellen – eine typisch amerikanische Sichtweise. Aber der Rolls passierte ohne Aufhebens den Baurat – letztlich hatte ich also Glück mit meinem ebay-Kauf.

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