Mit 36 einen 88 von 70

Gesund grummelnder 350cui V8. Die neue Lichtmaschine funkelt in der… nein, im Regen

Aber nicht im Olds. Das Wurzelholzimitat und die dünn chromumrandeten Instrumente haben die 60er noch nicht komplett abgelegt, der flauschige braune Teppich und die zweifarbig beigen Sitze versprühen aber bereits den Plüsch der 70er. Hier will man gar nicht mehr raus, erst recht nicht jetzt sofort, bei diesem Wetter. Aber nützt ja nix.
Fotograf, Kamera und Foto­objekt werden gleichermaßen klitschnass – gut dass Claudias Tattoos echt sind und nicht verlaufen. Es ist eben nicht jeden Tag Sonnenschein.

Rausch! Der Regen? Der Motor? Die Reifen? Die Bagger?
Und schon – vorbei. Geil

Für die ehemalige Qualitäts- und Traditionsmarke Oldsmobile scheint die Sonne sowieso nicht mehr. Der Nachfolger von Claudias Hardtop Coupé fiel dem staatlich angeordneten Downsizing zum Opfer, bildete aber immerhin noch die Basis für den extravaganten Stutz Blackhawk. Danach wurde es rund, knubbelig – kurz: belanglos. Von den meisten Europäern unbemerkt ging der 88 zur Jahrtausendwende in den „Aurora“ über, bis Oldsmobile im Jahr 2004 (fast ebenso unbemerkt) als Automarke von diesem Planeten komplett verschwand. Und der dreht sich einfach weiter.
Aber so lange man noch Autos wie den Delta 88 relativ preiswert kaufen kann und auch das Benzin nicht wieder in der Apotheke gehandelt wird, zwingt uns niemand, einen vernünftigen Kompaktwagen zu fahren. Auch nicht als erstes Auto.

Denn so ein H-Kennzeichen birgt ein überraschendes Sparpotenzial bei Steuern und Versicherung.

Oldsmobile Delta 88 Hardtop Coupé
Baujahr: 1970
Motor: V8
Hubraum: 5.700 cm3 (350 cui)
Leistung: 184 kW (250 PS)
Max. Drehmoment: 481 Nm bei 2.600/Min.
Getriebe: Dreigang-Automatik
Antrieb: Hinterräder
Länge/Breite/Höhe: 5.565/2.030/1.410 mm
Gewicht: 1.830 kg
Beschleunigung 0-100 km/h: ca. 10,2 s
Top-Speed: 190 km/h
Wert: ca. 13.000 Euro

Text und Fotos: Jenz Tanz