Leserauto: BMW M3 1987 von Olaf Glöckner

1985, als der BMW M3 der Serie E30 präsentiert wurde, war er eine Sensation. Ursprünglich für den internationalen Tourenwagen Rennsport der Gruppe A gebaut, schlug er dermaßen ein, dass weit mehr als geplant produziert wurden. Fans in aller Welt halten ihn bis heute für das Nonplusultra. TRÄUME WAGEN Leser Olaf Glöckner ist einer davon

Die Idee hinter dem ersten M3 war, eine Rennsportlimousine auf die Räder zu stellen, die auch als Straßenversion beeindrucken sollte: Die Bremsanlage mit ABS samt innenbelüfteten Scheiben für Standfestigkeit, das Rennsport-Fahrwerk tauglich für Road und Track, das manuelle Getriebe rennsporttypisch mit dem ersten Gang links unten. Aus der 3er-Serie übernahm die BMW Motorsport Crew nicht viel mehr als Türen und Dach. 200 PS leistete der M3 von Anfang an – sechs Zylinder oder eine Turboaufladung brauchte er dafür nicht.

Geringes Gewicht, hohes Drehvermögen und Haltbarkeit waren eine gute Ausgangsbasis, zur M-typischen Kraftkur kamen die Vergrößerung des Hubraums auf 2,3 Liter, eine Einzeldrosselanlage und ein Vierventilkopf dazu. Bei der Karosse wurde an der Gewichtsschraube gedreht, Front- und Heckstoßfänger, Seitenschweller, Kofferraumdeckel und Spoiler sind aus Kunststoff. Das unverwechselbare Design mit breiteren Radkästen samt Kotflügeln und der ikonische Heckflügel machten den M3 schnell zum Liebling motorsportbegeisterter BMW-Enthusiasten. In fünf Jahren Bauzeit stieg die Leistung immer weiter an. 1988 kam die Evolution-Version mit 220 PS und fettem Spoilerwerk, 1990 wuchs der Hubraum auf 2,5 Liter und 238 PS im M3 Sport Evolution, dem stärksten Modell der E30 3er-Serie.

Kein Wunder, dass Olaf Glöckner, aufgewachsen in Sachsen, dem M3 schon als Jungspund verfallen war. Kaum war die Mauer 1989 gefallen, stand für den damals 19-Jährigen fest: Ein M3 musste her, am liebsten ein EVO. Da letzterer aufgrund der geringen Stückzahl weit und breit nicht zu finden war, wurde es zunächst ein normaler 3er und 2002, nach langer Suche, ein 87er M3, entdeckt in Koblenz, gekauft und heimgeholt mit einem Kumpel. Beinahe hätte Olaf  angesichts des Schrotthaufens noch einen Rückzieher gemacht, bis er entdeckte, dass unter dem vollflächig zerkratzten Blech ein extrem rares Leistungskit der BMW Motorsport GmbH mit geändertem Steuergerät und schärferer Nockenwelle steckte. Für Olaf stand fest: Der kann aussehen wie er will, er wird komplett restauriert. Frau und Kinder zogen mit und unterstützten Olaf beim Zerlegen, Aufarbeiten und Zusammenbau. Etliche Tausender an Euro und Stunden flossen in das ehrgeizige Projekt, denn Olaf wollte nicht nur einen schönen M3, er wollte vor allem einen voll ausgestatteten M3, was bedeutet: ausschließlich originale Teile von BMW waren würdig, in Olafs Langzeitprojekt verbaut zu werden. Von der Schraube bis zum Finish: In jedem Detail stecken Blut, Schweiß und Tränen des wackeren Sachsen. „Ich hab´ schon eine Macke“, gibt Olaf unumwunden zu, „auch bei meinem BMW Motorrad und dem Fahrrad, natürlich auch mit dem BMW M-Emblem, muss alles original sein.“

Zum 40. Geburtstag bekam Olaf von seiner nicht minder angefixten Familie eine Carbon Airbox mit MAXX Alpha/N geschenkt, die neben einer mehr als coolen Optik vor allem ein infernalisches Ansauggeräusch und pures Rennsport-Feeling bringt. „Dann gings ab“, schmunzelt Olaf, „jetzt musste der M3 weiter in Richtung Gruppe A optimiert werden, inklusive der Folierung wie die M3 des Schnitzer M-Teams. Natürlich wieder nur mit Originalteilen, die zwar noch für viel Geld zu bekommen sind, aber mühsame Recherchen bedeuten. 2013 wurde der Zylinderkopf  auf DTM-Stand aufgerüstet,  das EDC-Fahrwerk bekam spezielle Federn von Eibach. 2015 der nächste Schritt: Motorumbau auf 2,5 Liter und damit die höchste Evolutionsstufe der M3-Geschichte. Den Motor hat Olaf alleine gebaut, natürlich wieder mit exklusiven Teilen von BMW Motorsport.

2019 machte ein Bandscheibenvorfall Olaf einen Strich durch die Arbeit, just, als er eine originale BOYSEN Gruppe-A-Auspuffanlage aufgetan hatte. Aus der Klinik heraus machte er alles klar, erbat sich zwei Tage Aufschub für die angesetzte Operation, fuhr mit starken Schmerzmitteln die 40 Kilometer zum Verkäufer und zuckelte im Schneckentempo wieder nach Hause – man will ja nichts riskieren … Die Reaktion der ahnungslosen Ehefrau wollen wir lieber für uns behalten, aber zuguterletzt schüttelte der Ausflug Olafs Wirbel wieder zurecht und machte die OP überflüssig. Seitdem sind gymnastische Übungen angesagt und Olaf ist wie neu.

Dank seiner akribischen Suche nach Originalteilen ist Olaf mittlerweile bestens vernetzt, hat sich zum versierten Profi entwickelt und berät M3-Enthusiasten in aller Welt. „Die Japaner muss ich manchmal zurechtweisen“, grinst er, „die sind immer so ungeduldig und wollen alles sofort haben.“ Auf Klassikveranstaltungen ist er ein gern gesehener Gast, wird zu einschlägigen Events eingeladen und hortet in seiner großen Garage, der „M-Hall“, außer seltenen Ersatzteilen auch Unmengen an M-Devotionalien. Seine ganze Liebe gehört originaler BMW M TEAM-Kleidung, gerade hat er eine 30 Jahre alte Jacke ergattert: exorbitant teuer, aber eigentlich unbezahlbar. Auch hier gilt: original oder gar nicht. Es ist ein schmaler Grat zwischen echt und Fake – Olaf meistert ihn bravourös. Der Mann kann einen mit seiner Begeisterung anstecken …

Technische Daten BMW M3

Baujahr: 1987
Motor: 2,5 l
Leistung: 211 kW/287 PS
Vmax: 248 km/h
Getriebe: 5-Gg.-Sport
Felgen: original BBS E50 Magnesiumfelgen
Reifen: 17 Zoll Yokohama Semislicks,, 215 vorne, 235 hinten

Youtube: M3 E30-Klassik
Web: M3-Klassik.de

Text: Marion Kattler-Vetter, Fotos: Olaf Glöckner

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