Leserauto: Im Schatten der Muskeln

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Es ist wirklich kalt draußen, das Quecksilber (Hg) klettert auf gerade mal zwei Grad. Die Heizung innen wärmt gut, die Klimaanlage hat Klein kurzerhand abgeklemmt. Zu groß der Aufwand, das alte ozonschädliche Kühlmittel zu besorgen oder das undichte System auf neue Mittelchen umzurüsten. Vielleicht kommt man in Kalifornien nicht ohne AC klar, hier oben im Norden geht das ganz gut. Hinter der laaaangen Haube fällt das Dach flach und endlos nach hinten ab und lässt den Betrachter atemlos mit den Formen allein. Klein kurbelt trotz der frostigen Temperaturen alle Fenster runter, allein schon deshalb, weil die Linie des Monterey ohne die B-Säule so sagenhaft sexy ist. Apropos Kurbeln: Das Auto ist voll davon, sogar das kleine Dreiecksfenster in den Türen kann man mit einem kleinen Kürbelchen kippen. Genial.

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Inside Monterey lenkt wenig bis nichts vom eigentlichen Geschehen ab. Ein dicker runder Meilentacho in der Mitte (krass, sehr unüblich), eine fast immer auf „empty“ stehende Tankuhr, die nicht mehr funktionierenden Regler für die Klimaanlage und ein Radio mit Drehskala. Außer ein paar Warnlämpchen ist sonst nichts da. Am nicht ganz originalen Lenkrad klemmt noch ein chromiger Hebel für die Automatik. Kein Holz, kein Plüsch, nackter schwarzer Kunststoff und ein bisschen Chrom und Edelstahl. Wie geil. Autofahren für Puristen mit Hang zur Überdimensionierung. Klein legt die Fahrstufe ein, und das Schiff verlässt effektvoll den Hafen. Die Arbeiter schauen noch einmal hoch, bevor sie nach Hause gehen.

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Dennis drückt. Den rechten Fuß. Der Mercury dann auch. Nach vorn. Die schwarzen Sitze ohne Seitenhalt versuchen vergeblich, der eigenen Trägheit sinnvoll etwas entgegen zu setzen. Die Augen suchen – genau wie die Hände – etwas zum Festhalten, während die Ohren längst im Muscle-Car-Himmel versackt sind. Eben deshalb, weil kein Chrom und kein Plüsch den Eindruck verplundern, werden das drehmomentige Ballern des 6,4-Liter-V8 und all seine Auswirkungen direkt an das vegetative Nervensystem weitergegeben.

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