19 Aug Chevrolet Camaro (1970 – 1981)
A-Säule, Windleitblech:
Aus aerodynamischen Gründen sind die Scheibenwischer beim Camaro versenkt hinter der hochgezogenen Motorhaube. Man sollte hier von oben auf die Armaturenbrett-Ecken schauen. Kondenswasser, aber manchmal auch eine undichte Frontscheibe lassen hier oft den Rost blühen.
Schweller:
Die Schweller des Camaro sind sehr solide aufgebaut. Trotzdem sind sie wie bei allen Autos dieser Ära erheblich rostgefährdet, was die Struktur des zweitürigen Coupés empfindlich schwächen kann. Inspizieren Sie den Schweller von außen und von innen (Teppich hochklappen).
Türen:
Bei den extrem schweren Türen sind nicht nur die Böden zu checken, sondern auch die Scharniere und die Spaltmaße zur Karosserie sowie die Gummidichtungen an den Fensterschächten.
Bodenwannen, Rahmenkonstruktion:
Ein umfassender Check der Bodenbleche wird von innen selten möglich sein, denn kaum ein Verkäufer wird der Demontage der halben Innenausstattung zustimmen. Also muss man auf verdächtige Wasserspuren an den Teppichböden achten und sich im Übrigen auf eine Sichtkontrolle der Unterseite beschränken. Dabei sollte auch den Querträgern unter den Sitzwannen besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Sehen Sie auch genau in die zahlreichen Kanten und Winkel, vor allem im Spritzbereich der Räder.
Heckbereich:
Das Camaro-Heck – besonders die unteren 20 Zentimeter – wird besonders häufig von Korrosion in Mitleidenschaft gezogen. Das betrifft den Bereich hinter den Türen, die Radlaufkanten, vor allem aber auch die hinteren Seitenteile unten am Kofferraum – und diese Stellen sowohl von außen als auch von innen (dazwischen ist ein Hohlraum). Ebenfalls anfällig gegen Gilb ist die Heckschürze im Bereich hinter dem Tank. Achten Sie vor allem auch auf die Aufnahmen der Blattfedern. Wenn diese abrosten, macht sich die Hinterachse selbstständig.
Motor und Peripherie
Motorspezifisches:
Die Basismotorisierung des frühen Camaro der 2. Generation war ein vergleichsweise müder 4,1-Liter-Sechszylinder-Reihenmotor mit lediglich 157 SAE-PS. Eine angemessene Muscle-Car-Motorisierung sieht anders aus, zum Beispiel mit dem stärksten Aggregat, einem 6,5-Liter-V8 mit 375 SAE-PS (Bestellcode L-28), doch auch mit dem 360 PS-starken 5,7-Liter-Aggregat unseres Referenzfahrzeugs ist man mehr als nur ordentlich motorisiert. Alle Aggregate zeichnen sich durch sehr lange Laufleistungen aus, wenn sie vernünftig warmgefahren werden und eine Basiswartung bekommen. Das schließt nicht aus, dass es gelegentlich zu Öl-Undichtigkeiten an der Ölwanne und/oder an den Kurbelwellenausgängen kommen kann, die sich nur teuer reparieren lassen. Die leistungsstärkeren V8-Motoren haben gelegentlich Hitzeprobleme, die manchmal auf einen klemmenden Kühlwasserthermostaten oder ein defektes Visco-Element des Lüfters zurückzuführen sind.
Getriebe, Kraftübertragung
Getriebe:
Den Chevy Camaro gab es wahlweise mit Viergang-Handschaltung oder mit Dreigang-Automatik (Turbo-Hydramatic). Für die Amis ist eine Automatik in einem Sportwagen bekanntlich kein Widerspruch, so dass die Mehrzahl der Camaros damit ausgestattet sein dürfte.
Fahrwerk, Lenkung, Bremsen
Fahrwerk, Federung:
Mit Dreieckslenkern und Schraubenfedern an der Vorderachse ist der Camaro durchaus modern ausgestattet, während die Trommelbremsen an der starren Hinterachse mit Blattfedern vorsintflutlich wirken – auch für leistungsstärkere US-Cars war dieses Setup allerdings bis weit in die 1980er-Jahre nicht unüblich. Bei den Dreieckslenkern wie auch bei den Halbelliptik-Blattfedern sind gelegentlich die Buchsen ausgeschlagen. Vorne kann es überdies die Kugelgelenke der Achsaufhängung treffen, bei denen der erforderliche Schmierdienst häufig vernachlässigt wird.
Lenkgetriebe, Umlenkhebel, Spurstangen:
Die Servolenkung im Camaro arbeitet leichtgängig und für US-Car-Verhältnisse durchaus gefühlvoll. Die dreiteiligen Spurstangen und der Umlenkhebel wollen regelmäßig abgeschmiert werden, sonst droht den ausreichend dimensionierten Komponenten früher Verschleiß. Ersatzteile sind allerdings problemlos erhältlich.
Bremsanlage:
Scheibenbremsen waren im Amerika der 1970er-Jahre keine Selbstverständlichkeit. Der Camaro hat sie zumindest vorn. Hinten wird dafür natürlich noch mit Trommeln gebremst. Trotz des hohen Fahrzeuggewichts bietet die Bremsanlage insgesamt eine durchaus ordentliche Verzögerungsleistung.
Innenraum, Elektrik
Innenausstattung:
Das Interieur ist schlicht gehalten: Viel Plastik und Kunstledersitze. Sogar einen Drehzahlmesser sucht man vergebens, dafür liegt die demoralisiernede Tank-anzeige prominent im Blickfeld. Rassig im Stil eines Jet-Gashebels ist der Shifter der Automatik.
Achten Sie beim Kauf darauf, dass alle elektrischen Komponenten wie Licht und Scheibenwischer störungsfrei arbeiten und die Instrumente sowie das Radio funktionieren. Häufig zeigen US-Cars hier erstaunliche Schwächen.
TECHNISCHE DATEN |
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Chevrolet Camaro (2. Generation, 1970-1981) | |
Motoren: | 6-Zyl.-Reihen- u. V-Motoren und V8-Motoren |
Hubraum: | 3,8 – 7,4 Liter |
Leistung: | 155 – 466 SAE-PS |
Max. Drehmoment: | k. A. |
Getriebe: | Zweigang-Powerglide (nur erste Bj.), Dreigang-Turbo-Hydramatic bzw. Viergang-Handschaltung |
Antrieb: | Hinterrad |
Länge/Breite/Höhe: | 4.775/1.890/1.280 mm |
Gewicht: | ca. 1.390 kg (Angabe für 4,1 l-Reihen-Sechszylinder) |
Beschleunigung 0-100 km/h: | k. A. |
Top-Speed: | 198 km/h (4,1l-Variante) |
Preis 1972: | 27.306,- DM (Camaro SS) |
Text und Fotos: Martin Henze