Chevrolet Camaro (1970 – 1981)

Häufig rostet der Armaturenbrettträger – entweder wegen Kondenswasser oder wegen einer undichten Scheibendichtung

A-Säule, Windleitblech:

Aus aerodynamischen Gründen sind die Scheibenwischer beim Camaro versenkt hinter der hochgezogenen Motorhaube. Man sollte hier von oben auf die Armaturenbrett-Ecken schauen. Kondenswasser, aber manchmal auch eine undichte Frontscheibe lassen hier oft den Rost blühen.

Fisher formte diesen schönen Body – doch achten Sie auch auf Gilb am Schweller – von innen…

… und von unten. So makellos wie hier werden Sie es selten vorfinden

Schweller:

Die Schweller des Camaro sind sehr solide aufgebaut. Trotzdem sind sie wie bei allen Autos dieser Ära erheblich rostgefährdet, was die Struktur des zweitürigen Coupés empfindlich schwächen kann. Inspizieren Sie den Schweller von außen und von innen (Teppich hochklappen).

Die rahmenlosen Seitenscheiben sollten sauber an einer intakten Dichtung anliegen, sonst gibt’s zumindest Windgeräusche oder es dringt Regenwasser ein

Checken Sie unbedingt auch die Türböden auf Korrosion

Korrosion an den Bodenblechen beginnt häufig an den Anschlüssen der Querträger zu den Schwellern

Türen:

Bei den extrem schweren Türen sind nicht nur die Böden zu checken, sondern auch die Scharniere und die Spaltmaße zur Karosserie sowie die Gummidichtungen an den Fensterschächten.

Der Träger mit den hinteren Blattfederaufnahmen muss kerngesund sein, sonst kracht’s

Die untere Partie der Heckschürze hinter dem Tank ist oft katastrophal vergammelt

Achillesferse Seitenteil: Der Hohlraum unter dem Kofferraum kann auf der Innen- und Außenseite durchgammeln

Bodenwannen, Rahmenkonstruktion:

Ein umfassender Check der Bodenbleche wird von innen selten möglich sein, denn kaum ein Verkäufer wird der Demontage der halben Innenausstattung zustimmen. Also muss man auf verdächtige Wasserspuren an den Teppichböden achten und sich im Übrigen auf eine Sichtkontrolle der Unterseite beschränken. Dabei sollte auch den Querträgern unter den Sitzwannen besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Sehen Sie auch genau in die zahlreichen Kanten und Winkel, vor allem im Spritzbereich der Räder.

Der Kofferraum ist zwar nicht klein, aber durch die knapp bemessene Luke nur schwer zu beladen

Achten Sie auch in solchen Ecken auf Rostfreiheit

Auch die Kofferraumklappe neigt zu Kanten- und Falzkorrosion

Heckbereich:

Das Camaro-Heck – besonders die unteren 20 Zentimeter – wird besonders häufig von Korrosion in Mitleidenschaft gezogen. Das betrifft den Bereich hinter den Türen, die Radlaufkanten, vor allem aber auch die hinteren Seitenteile unten am Kofferraum – und diese Stellen sowohl von außen als auch von innen (dazwischen ist ein Hohlraum). Ebenfalls anfällig gegen Gilb ist die Heckschürze im Bereich hinter dem Tank. Achten Sie vor allem auch auf die Aufnahmen der Blattfedern. Wenn diese abrosten, macht sich die Hinterachse selbstständig.

Alle Camaro-Aggregate sind robust und für hohe Laufleistungen ausgelegt. Gelegentlich nerven sie mit Öl-Undichtigkeiten und defekten Kühlwasserthermostaten

Auch wenn die Viscokupplung des Lüfters kaputt ist, bekommt der Camaro Hitzeprobleme

Die Flowmaster-Auspuffanlage zählt wie die…

… MSD-Hochleistungszündanlage zu den wenigen und sehr einfach rückrüstbaren Modifikationen dieses Wagens

Motor und Peripherie

Motorspezifisches:

Die Basismotorisierung des frühen Camaro der 2. Generation war ein vergleichsweise müder 4,1-Liter-Sechszylinder-Reihenmotor mit lediglich 157 SAE-PS. Eine angemessene Muscle-Car-Motorisierung sieht anders aus, zum Beispiel mit dem stärksten Aggregat, einem 6,5-Liter-V8 mit 375 SAE-PS (Bestellcode L-28), doch auch mit dem 360 PS-starken 5,7-Liter-Aggregat unseres Referenzfahrzeugs ist man mehr als nur ordentlich motorisiert. Alle Aggregate zeichnen sich durch sehr lange Laufleistungen aus, wenn sie vernünftig warmgefahren werden und eine Basiswartung bekommen. Das schließt nicht aus, dass es gelegentlich zu Öl-Undichtigkeiten an der Ölwanne und/oder an den Kurbelwellenausgängen kommen kann, die sich nur teuer reparieren lassen. Die leistungsstärkeren V8-Motoren haben gelegentlich Hitzeprobleme, die manchmal auf einen klemmenden Kühlwasserthermostaten oder ein defektes Visco-Element des Lüfters zurückzuführen sind.

Die Dreigang-Turbo-Hydramatic ist robust wie die gesamte Antriebstechnik. Alternativ war eine Viergang-Handschaltung lieferbar

Gelegentlich wird der Simmerring am hinteren Getriebeausgang zur Kardanwelle undicht

Getriebe, Kraftübertragung

Getriebe:

Den Chevy Camaro gab es wahlweise mit Viergang-Handschaltung oder mit Dreigang-Automatik (Turbo-Hydramatic). Für die Amis ist eine Automatik in einem Sportwagen bekanntlich kein Widerspruch, so dass die Mehrzahl der Camaros damit ausgestattet sein dürfte.

Die kräftig dimensionierte Vorderachse ist schraubengefedert und mit Dreieckslenkern ausgestattet…

…während man es hinten mit einer antiquierten blattgefederten „Trampelachse“ zu tun hat

Fahrwerk, Lenkung, Bremsen

Fahrwerk, Federung:

Mit Dreieckslenkern und Schraubenfedern an der Vorderachse ist der Camaro durchaus modern ausgestattet, während die Trommelbremsen an der starren Hinterachse mit Blattfedern vorsintflutlich wirken – auch für leistungsstärkere US-Cars war dieses Setup allerdings bis weit in die 1980er-Jahre nicht unüblich. Bei den Dreieckslenkern wie auch bei den Halbelliptik-Blattfedern sind gelegentlich die Buchsen ausgeschlagen. Vorne kann es überdies die Kugelgelenke der Achsaufhängung treffen, bei denen der erforderliche Schmierdienst häufig vernachlässigt wird.

Im Camaro arbeitet eine leichtgängige, aber dennoch gefühlvolle Servolenkung

Auch die Spurstangenköpfe wollen abgeschmiert werden

Lenkgetriebe, Umlenkhebel, Spurstangen:

Die Servolenkung im Camaro arbeitet leichtgängig und für US-Car-Verhältnisse durchaus gefühlvoll. Die dreiteiligen Spurstangen und der Umlenkhebel wollen regelmäßig abgeschmiert werden, sonst droht den ausreichend dimensionierten Komponenten früher Verschleiß. Ersatzteile sind allerdings problemlos erhältlich.

Scheibenbremsen vorn sorgen beim Camaro für gute Verzögerungswerte…

…und hochwertige Edelbrock-Stoßdämpfer eingebaut

…während das Auto hinten über Trommelbremsen verfügt – bei Amis der 1970er-Jahre nicht unüblich. Immerhin hat der Vorbesitzer vorne wie hinten kräftigere Stabis…

Bremsanlage:

Scheibenbremsen waren im Amerika der 1970er-Jahre keine Selbstverständlichkeit. Der Camaro hat sie zumindest vorn. Hinten wird dafür natürlich noch mit Trommeln gebremst. Trotz des hohen Fahrzeuggewichts bietet die Bremsanlage insgesamt eine durchaus ordentliche Verzögerungsleistung.

Ein nicht gerade üppig bestücktes Armaturenbrett in einer schwarzen Plastik-Umgebung, statt eines Drehzahlmessers gibt’s nur eine große Tankanzeige

Riesige Türen erleichtern den Einstieg vorne auf die bequemen Sitze und auch nach hinten, wo durchaus ordentliche Beinfreiheit zur Verfügung steht. Nachteilig sind solche Portale nur in engen Parklücken, wo sie sich kaum öffnen lassen

Cool: Der Automatic-Shifter liegt nicht nur Boeing-Piloten gut in der Hand

Innenraum, Elektrik

Innenausstattung:

Das Interieur ist schlicht gehalten: Viel Plastik und Kunstledersitze. Sogar einen Drehzahlmesser sucht man vergebens, dafür liegt die demoralisiernede Tank-anzeige prominent im Blickfeld. Rassig im Stil eines Jet-Gashebels ist der Shifter der Automatik.

Achten Sie beim Kauf darauf, dass alle elektrischen Komponenten wie Licht und Scheibenwischer störungsfrei arbeiten und die Instrumente sowie das Radio funktionieren. Häufig zeigen US-Cars hier erstaunliche Schwächen.

Der Schultergurt des mehrteiligen Automatik-Dreipunktgurts wird am Dachhimmel „geparkt“…

…die Gurtrolle findet man neben dem Sitz…

…und die Bedienungsanleitung erklärt genau, wie das Ganze zu handhaben ist

TECHNISCHE DATEN

Chevrolet Camaro (2. Generation, 1970-1981)
Motoren: 6-Zyl.-Reihen- u. V-Motoren und V8-Motoren
Hubraum: 3,8 – 7,4 Liter
Leistung: 155 – 466 SAE-PS
Max. Drehmoment: k. A.
Getriebe: Zweigang-Powerglide (nur erste Bj.), Dreigang-Turbo-Hydramatic bzw. Viergang-Handschaltung
Antrieb: Hinterrad
Länge/Breite/Höhe: 4.775/1.890/1.280 mm
Gewicht: ca. 1.390 kg (Angabe für 4,1 l-Reihen-Sechszylinder)
Beschleunigung 0-100 km/h: k. A.
Top-Speed: 198 km/h (4,1l-Variante)
Preis 1972: 27.306,- DM (Camaro SS)

Text und Fotos: Martin Henze