Opel Rekord – Für Biedermänner und Brandstifter

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Die Rekord C-Baureihe war übrigens spätestens in Dritt- bis Fünfthand ein beliebtes Tuningobjekt (manchmal muss man „Tuningopfer“ sagen). Aus einem billigen Gebrauchtwagen wurde dann mit Weber-Doppelvergasern oder Spoilerwerk von Mantzel, Irmscher oder einem der anderen bekannten Opel-Friseure ein Traumrenner für die Straße oder auch den Straßengraben – je nach Fahrfähigkeiten des Piloten. Als Vorbild diente häufig die legendäre „Schwarze Witwe“, der mattschwarz lackierte Werksrenner, der mit viel Getöse und in spektakulären Drifts, aber mit wenig Siegerlorbeer von Fahrern wie Erich Bitter oder Niki Lauda über die Rundstrecken gescheucht wurde. In den 1990ern wurden zahlreiche Fahrzeuge auch von szeneaktiven Hobbyschraubern mit modernen Einspritzaggregaten aus Senator, Vectra & Co. aufgerüstet. Mit der modernen und standfesten Großserientechnik zog dann zwar in der Regel auch ein Kat ein und die Fahrleistungen legten deutlich zu – für originalitätsbewusste Klassiker-Käfer sind solche Umbauten allerdings wertlos.DSC_3664+Nrschild
Genug philosophiert über Motoren, Preise und Pferdestärken, denn am Ende sollte es die Karosseriesubstanz sein, die über alles entscheidet – in letzter Hinsicht auch über die dauerhafte Freude am Oldtimerhobby, die einem eine geschminkte Leiche gründlich vermiesen kann. Nachdem die Vollrestaurierung eines Rekord C, aber auch des teureren Commodore A, grundsätzlich unwirtschaftlich ist, gibt es leider einige davon. Kaum eines der heute angebotenen Fahrzeuge hat jedenfalls die Jahrzehnte überdauert, ohne nachträglich mit einem Schweißgerät in Kontakt gekommen zu sein, weshalb es in erster Linie eine Frage der Qualität der ausgeführten Arbeiten ist – und natürlich 
haben Amateure (=Liebhaber) auch zahlreiche Fahrzeuge ohne Rücksicht auf Aufwand und Kosten in einen wirklich makellosen Zustand gebracht. Grundsätzlich spricht allerdings auch nichts gegen den Kauf eines Wagens wie des hier abgebildeten, der im Großen und Ganzen blechmäßig okay ist, auch wenn er die Wunden der Jahre ehrlich und mit Würde trägt – hier ein Flicken, dort eine Nachlackierung, hier etwas Kantenrost und dort eine zerschlissene Innenausstattung. Man kann sich in einer solchen Umgebung durchaus wohlfühlen, wenn man kein Perfektionist ist. Und zuverlässig kann ein solcher Wagen trotzdem sein – dafür bürgt schließlich das uralte Opel-Werbemotto…

Diagnose des Opel Rekord C bzw. Commodore A im Detail

Karosserie, 
Unterboden

Allgemeines
Die nachfolgende Detailbetrachtung bezieht sich grundsätzlich auch auf das karosserieseitig und antriebstechnisch identische Schwestermodell Commodore A, das sich lediglich durch eine luxuriösere Ausstattung sowie die ausschließliche Bestückung mit Sechszylindermotoren unterschied. Den Kombi Caravan gab es nicht als Commodore. Nachfolgend schreiben wir der Einfachheit halber lediglich vom „Rekord“.
Da heute allgemein auf einen originalen, unverbastelten Zustand geachtet wird, sind Umbauten als wertmindernd einzustufen. Insbesondere nach-
lässig ausgeführte Karosseriemodifikationen erhöhen das Rostrisiko. Wem solche Umbauten gefallen, der sollte zumindest auf eine handwerklich akkurate Ausführung achten – und natürlich darauf, dass ausschließlich typgeprüfte Anbauteile verwendet wurden, für die eine ABE beziehungsweise eine Eintragung in die Fahrzeugpapiere nachgewiesen werden kann.